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Erweiterung ist 100 Jahre alt

Serie zur Geschichte von St. Dionysius - Teil III: Baustart des Südschiffes

Von Hans-Joachim Karrasch
Pr. Oldendorf (WB). Vor einem Jahrhundert wurde das Südschiff der evangelischen St. Dionysius-Kirche in Pr. Oldendorf seiner Bestimmung übergeben. Der ehemalige Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde, Hans-Joachim Karrasch, hat aus diesem Anlass in der Kirchengeschichte geblättert und erinnert in einer Serie an dieses Großprojekt.

Stand das Jahr 1905 ganz im Zeichen der Planung, Finanzierung und der Grundsteinlegung der Süderweiterung der Oldendorfer Kirche, so erfolgte im Jahr 1906 das Richtfest und die Fertigstellung des Südschiffs vor 100 Jahren. Es war ein gewaltiges Bauvorhaben, das sich die Kirchengemeinde damals vorgenommen hatte und das mit großem Interesse von der ganzen Bevölkerung wahrgenommen, mitverfolgt und mit Gebeten und Spenden begleitet wurde. Einerseits sollte durch den Südanbau die Platzkapazität der Kirche auf etwa 1 000 Plätze erhöht werden, andererseits aber sollte auch die möglicherweise von Anfang an (1510) geplante Symmetrie der Kirche vollendet werden: Aus einer zweischiffigen Kirche mit Mittelschiff und Nordschiff sollte mit dem Bau des Südschiffs eine dreischiffige Kirche entstehen!
Mit der Planung und Bauleitung wurde der bekannte Baumeister Karl Siebold aus Bethel beauftragt. Dieser war ein in Kirchbauten ausgewiesener Architekt und leitete 30 Jahre das Bauamt der Anstalt Bethel und danach das Provinzkirchliche Bauamt der Westfälische Kirche. Über ihn ist im Jahre 1998 von Ulrich Althöfer ein Buch mit dem Titel erschienen »Der Architekt Karl Siebold (1854-1937), Zur Geschichte des evangelischen Kirchenbaus in Westfalen«, in dem auch über die Süderweiterung der Kirche von Pr. Oldendorf berichtet wird. Für die gesamte Zeit der Ausführung der Bauarbeiten wurde vom Bauamt der Anstalt Bethel als örtlicher Bauleiter der »Bauführer« Saar abgestellt, der hier auch in Pr. Oldendorf wohnte.
Von Seiten der örtlichen Kirchengemeinde wurde der Kirchbau durch einen Bauausschuss begleitet, der aus dem Kirchmeister und zwei Presbytern bestand, dem Postsekretär Meyer, Oldendorf, und dem Landwirt Niemeyer, Engershausen Nr. 3. Der Kirchmeister, Apotheker W. Hartmann, Oldendorf, hatte sich in allen Bauangelegenheiten so sehr eingesetzt, dass ihm »am Kirchweihtage durch den Herrn Generalsuperintendenten der von S.M. ihm verliehene Kronenorden IV. übergeben« wurde, heißt es in der unveröffentlichten Chronik im Lagerbuch der Ev.Kirchengemeinde von 1899/1911.
Dort heißt es weiter: »Es übernahm die Maurerarbeit Maurermeister Gülker, Hedem, die Zimmerarbeit der Zimmermeister Schäfer - SchröttinghausenÉ Das Gestühl lieferten mehrere Tischlermeister der Gemeinde, die Anstreicherarbeit mehrere Anstreicher des Ortes.« Das bedeutet, dass alle Handwerkerarbeiten in den Hauptgewerken (auch die hier nicht genannten) von den damaligen hiesigen Handwerkern ausgeführt wurden.
Die künstlerische Ausmalung der Kirche erfolgte durch einen auswärtigen Spezialisten, den aus Dortmund stammenden Kirchenmaler August Mause. Dieser wurde von Architekt Siebold und dem Landeskonservator beauftragt, das Gewölbe des Mittelschiffs auf alte Malereien zu untersuchen. Der Kirchenmaler Mause wurde tatsächlich an vielen Stellen fündig und entdeckte wertvolle gotische Rankenmalerei-Reste aus der Zeit von 1510. Diese waren alle mit weißer Farbe übertüncht. Eine vollständige Restaurierung des gesamten Gewölbes wäre damals zu teuer gewesen. Deswegen entschloß sich die Gemeinde, aufgrund der freigelegten Reste und Muster in Anlehnung an die frühere originale Rankenmalerei eine Neubemalung vorzunehmen und nach den gleichen Mustern auch das Gewölbe des Südschiffs zu bemalen.
Teil IV der Geschichte über den Bau des Südschiffes der St. Dionysius-Kirche lesen Sie am Samstag, 20. Januar.

Artikel vom 18.01.2007