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Tödlicher Streit in Wewelsburg:
Ehemann (39) gesteht Bluttat

Frau nach Streit um Trennung Treppe hinuntergestoßen und erwürgt

Von Hanne Reimer (Text und Foto)
Wewelsburg / Paderborn (WV). Ein tödliches Ehedrama erschütterte im Juli Wewelsburg. Wegen Mordes an seiner Ehefrau Susanne muss sich seit gestern Peter A. vor dem Landgericht verantworten.

Der 39-Jährige gestand, seine Frau am 16. Juli die Treppe des gemeinsamen Hauses in der Salzkottener Straße hinuntergestoßen und die am Fuß der Treppe Liegende erwürgt zu haben. Vorausgegangen war, so wurde deutlich, eine monatelange und für beide Seiten sehr belastende Ehekrise.
Beider Traumhaus, so erzählte der aus Wewer stammende Angeklagte, sei das 100 Jahre alte Bruchsteingebäude gewesen, das das Ehepaar Ende 2002 kaufte. Im April 2003 zog zunächst nur Susanne A. in das neue Heim ein. Von Hilden, wo die Polizeikommissarin zuvor tätig gewesen war, wurde sie nach Paderborn versetzt. Ehemann Peter A., gelernter Koch, blieb in Hilden, wo er in der Küche eines Krankenhauses eine sichere Stelle hatte. Er pendelte zwischen Hilden und Wewelsburg, das Paar sah sich nur am Wochenende.
Und auch dann drehte sich alles um das neue Heim, das nach und nach renoviert werden musste. Dennoch, so beteuerte der Angeklagte, habe die Ehe funktioniert. Ohne Wissen ihres Ehemanns verband Susanne A. allerdings seit dem Frühjahr 2006 ein Liebesverhältnis mit einem Arbeitskollegen.
Für Peter A. gestaltete sich der Wechsel ins Paderborner Land schwierig. In seinem Beruf fand er keine feste Stelle. Im März vergangenen Jahres sei dennoch in ihm der Wunsch gewachsen, nach Wewelsburg zu ziehen, zur Not zunächst auch ohne neue Anstellung. Seine Frau war dagegen, es kam zum Streit über das Thema.
Zu diesem Zeitpunkt, so erinnerte sich der Angeklagte, sei er in tiefe Depressionen gestürzt. »Ich wusste nicht mehr, was richtig und was falsch war.« Erstmals eskaliert sei die Situation dann, als seine Frau ihm Anfang Mai für ihn völlig überraschend angekündigt habe, sich trennen zu wollen. Mit einem Messer sei er daraufhin in ein Waldstück zwischen Haaren und Leiberg gefahren und habe sich die Pulsadern geöffnet. Ein Landwirt entdeckte den Verletzten und alarmierte den Notarzt. Nach seinem Selbstmordversuch begab sich Peter A. freiwillig ins Westfälische Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie in Paderborn.
Zwar habe er »bis zum Schluss gehofft, dass die Ehe wieder in Ordnung kommt und es mit uns weitergeht«, dennoch ließ sich Peter A. am Tattag, einem Sonntag, beurlauben, um mit seiner Frau die Modalitäten der Trennung zu besprechen. Das zunächst sachliche Gespräch sei eskaliert und habe mit der Tat geendet.
Dass das Geschehen sich allerdings so abgespielt hat, wie von Peter A. dargestellt, bezweifelte gestern die Gerichtsmedizinerin, die die Leiche von Susanne A. obduzierte: »Die Verletzungen sind mit einem Sturz über die volle Länge der Treppe kaum zu vereinbaren.« Eher sei ein Kampf denkbar. Der Tod sei allerdings durch Ersticken eingetreten, was sich mit Peter A.s Aussage deckt.
Die Verhandlung wird am Dienstag, 30. Januar, fortgesetzt. Dann geht es unter anderem um die Frage der Schuldfähigkeit.

Artikel vom 17.01.2007