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Hermann Kloppenburg mit zwei seiner Schützlinge beim Bau von Weidezäunen: Im Wohnheim des Vereins »Abensol« werden auch Tiere gehalten. Foto: H. Grützner

Aus der Schule in die Slums

Theo-Pensionär Hermann Kloppenburg arbeitet in Sozialprojekt in Rio

Von Klaus Zacharias
Paderborn (WV). »Ich wollte in meinem Leben noch einmal Neues ausprobieren«, erklärt Hermann Kloppenburg in einem Schreiben an seine Freunde und Bekannten in Paderborn. Als er zum Ende des Schuljahres 1993/94 in Pension ging, zog er nach Brasilien, um den Ärmsten zu helfen.

Der langjährige Gymnasiallehrer am Theodorianum hatte schon lange überlegt, ob er sich nicht sozial engagieren sollte. So wurde er auf die Aktivitäten des Paderborner Hochschullehrers Johannes Niggemeier und sein Engagement für die Ärmsten der Armen in Brasilien aufmerksam und stellte fest: »Derartige Tätigkeit vor Ort schwebte mir schon länger vor. Kloppenburg ging vor acht Jahren nach Südamerika, um seine Ideen und Fähigkeiten in ein Sozialprojekt einzubringen.
»Man sieht im Fernsehen und in der Werbung nur die Sonnenseiten Rios, die Copacabana und den Karneval, aber das gewaltige soziale Elend wird verschwiegen«, erklärt der Pädagoge. Seit dreihundert Jahren, so macht er deutlich, kämpfen die Farbigen um ihre Gleichberechtigung in Brasilien, die sie offiziell 1888 erreichten. Die Diskriminierung aber sei in subtilen Formen geblieben. Die gehöre zu den Hauptursachen für die Armut, die Gewalt, Kriminalität und Drogenhandel.
Gerade in der Arbeit für diese Zielgruppe fand der Paderborner Gymnasiallehrer seine Herausforderung. Er gründete 2002 zusammen mit der Brasilianerin Maria Celia de Lima Santos das Projekt »Abensol« (Associao Beneficente Solidariedade) mit Sitz in Estrada bei Rio de Janeiro. Ziel ist es, die Situation farbiger Jugendlicher spürbar zu verbessern. Mehr als 5000 Jugendliche leben in Rio auf der Straße, ohne Familie, Obdach und Ausbildung zu kennen. Gerade hier will die Initiative ein Zeichen setzen, auch wenn natürlich nicht allen Betroffenen geholfen werden kann.
Ständig leben 20 Jugendliche in der Obhut des Vereins, durch den sie alles das erhalten, was ihnen fehlt. Hinzu kommt eine Ausbildung in Schule und Beruf, darunter der Erwerb von Kenntnissen in Ökologie und Landwirtschaft, aber auch musische Fähigkeiten wie Theaterspielen und Malen werden gefördert. Schließlich ist die medizinische Betreuung gewährleistet, aber auch Freizeitaktivitäten wie Fußball, Schwimmen und Integration in die örtliche Gemeinde werden unterstützt.
Dass die Bemühungen nicht vergebens sind, zeigen viele Erfolge, immer wieder konnten Jugendliche in Berufe vermittelt werden. Auch die deutsche »Sternsingeraktion« und die brasilianische Ölfirma »Petrobras« haben das Projekt schon gefördert, in das Kloppenburg sein ganzes Geld investiert. Dennoch sind weitere Spenden aus Deutschland willkommen: Wer die Arbeit Kloppenburgs unterstützen will, sei auf das Konto »Die Sternsinger« verwiesen (Pax-Bank, Nr. 1031, BLZ 370 601 93, Stichwort »Abensol« Nr. A 05 0212 006).

Artikel vom 18.01.2007