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Drehleiter ersetzt den
zweiten Rettungsweg

20 Jahre altes Feuerwehrgerät soll 2009 ersetzt werden

Von Angelika Krückemeier
Vlotho (VZ). Die Drehleiter der Vlothoer Feuerwehr ist in die Jahre gekommen. 2009 soll deshalb für 400 000 Euro eine neue angeschafft werden. Angesichts dieser stattlichen Summe fragt sich mancher Bürger, ob die Stadt sich überhaupt eine eigene Drehleiter leisten sollte.

Was kaum jemand weiß: Ohne Drehleiter stünde die Nutzung von 60 örtlichen Gebäuden auf dem Spiel. Prominentes Beispiel ist Vlothos Rathaus. In den sechziger Jahren erbaut, hat es zwar fünf Stockwerke, aber keinen zweiten Rettungsweg. Müssten im Ernstfall Menschen aus den oberen Etagen befreit und in Sicherheit gebracht werden, ließe sich das nur mit Hilfe einer Drehleiter bewerkstelligen. »Ohne sie müsste das Rathaus ab der dritten Etage dicht gemacht werden«, zitiert Stadtbrandmeister Torsten Sievering darüber hinaus die herrschende Gesetzeslage.
Die Alternative, wie am Hauptgebäude der Grundschule Vlotho einen festen zweiten Fluchtweg zu bauen, ist derzeit bei der Stadt kein Thema.
Abgesehen vom Rathaus gibt es zahlreiche weitere Gebäude, in denen jeweils auf mehreren Stockwerken Menschen leben und arbeiten, die im Falle eines Unglücks »von oben« befreit werden müssten (Altenheim, Klinik, Industriebetriebe, Firmen-Verwaltungsgebäude). Die Feuerwehr spricht hier von »Objekten mit großer Ansammlung von Menschen«. Im Schnitt wird die Leiter zu diesem Zweck pro Jahr vier bis sechs Mal eingesetzt.
Die Drehleiter wird in erster Linie zur Menschenrettung eingesetzt, ist aber auch bei Löscharbeiten von unschätzbarem Wert. Torsten Sievering: »Das hat sich erst im September wieder gezeigt, als in Uffeln das Dachgeschoss eines Wohnhauses brannte.«
Die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Vlotho wurde 1989 angeschafft. Mit einer Ausfahrlänge bis auf 18 Meter ist sie das kleinste Modell, das auf dem Markt ist. Nach 20 Betriebsjahren, also 2009, ist eine Generalüberholung vorgeschrieben. Sie wird vom Technischen Überwachungsdienst (TÜD) des Landes NRW im Werk des Herstellers vorgenommen. Nach 20 Jahren werden laut Sievering zum Beispiel sämtliche Hydraulikschläuche und zum Teil auch die -zylinder ausgetauscht. »Neben der Hydraulik gibt es natürlich auch am Lkw selbst Verschleiß, so dass von weiteren Reparaturen und damit von zusätzlichen Kosten auszugehen ist.«
Statt jetzt und in den Folgejahren viel Geld in Wartung und Reparaturen zu stecken, ist es nach Überzeugung des Stadtbrandmeisters sinnvoller, gleich in ein neues Gerät zu investieren.
Die Möglichkeit, auf eine eigene Drehleiter zu verzichten und stattdessen auf Nachbarschaftshilfe zu setzen, schließt Sievering aus: Bis eines der Fahrzeuge aus Eilshausen, Herford, Löhne oder Bad Oeynhausen einträfe, gehe zu viel Zeit verloren, die im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden könne. »Außerdem würde die vorgegebene Einsatzzeit - 13 Minuten nach dem Notruf soll die Feuerwehr vor Ort sein - überschritten«, erklärt der Stadtbrandmeister.
400 000 Euro für die Neuanschaffung im Jahre 2009 sind in der städtischen Haushaltsplanung bereits berücksichtigt worden.

Artikel vom 17.01.2007