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»Nahrung nicht
nur als Produkt
verstehen«

Bischof bei Tagung der Landwirte

Kreis Höxter (WB). Mit einen klaren Bekenntnis für einen respektvollen Umgang mit Tieren und Pflanzen in der Landwirtschaft ist die traditionelle Dreikönigstagung der Landwirte aus dem Kreis Höxter an der Landvolkshochschule Hardehausen zu Ende gegangen.

Nach dem Pontifikalamt mit Weihbischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann in der Kirche des ehemaligen Zisterzienserklosters wies der Weihbischof darauf hin, dass ein Appell an die Schöpfungsethik den Glauben an einen Schöpfer voraussetzt. Der Weihbischof betonte: »Das Göttliche im Menschen ist somit seine Fähigkeit, Neues zu schaffen und sich das Leben auf der Erde zu erleichtern, Krankheiten zu heilen und technischen Fortschritt zu ermöglichen.« Im Umkehrschluss bedeute dies beim Verlust des Glaubens den Verlust dieser schöpferischen Kraft. Das heiße aber nicht, dass alles, was machbar ist, auch gemacht werden dürfe.
Aus Sicht der katholischen Kirche sind alle Neuerungen immer auf die Folgen für die gesamte Schöpfung zu betrachten. Dies laufe zum Beispiel beim Thema »Heizen mit Weizen« auf die Frage hinaus, wie sich der Anbau von Getreide zur Erzeugung von Energie auf die Ernährung in der Dritten Welt auswirkt. Verschlechtert sich diese, müsse auf solche Verfahren und damit auch auf mögliche Einkommen verzichtet werden. Sei dies nicht der Fall, etwa bei verdorbenem Getreide, könne eine Verbrennung nicht grundsätzlich abgelehnt werden, erklärte Wiesemann.
Der Weihbischof sagte, es komme darauf an, »die Nahrung nicht nur als Produkt sondern als Gabe zu verstehen«. Denn alle Nahrungsmittel, ob Tier oder Pflanze, seien Organismen, die respektvoll behandelt werden müssten und die nicht Eigentum von Menschen oder Konzernen seien. »Die Schöpfung ist kein Warenlager«, so Wiesemann.
Karl-Frieder Kottsieper vom Geflügelzüchterverband NRW aus Remscheid teilte den 100 Landwirten aus ganz NRW und Nordhessen mit, wie sich die Ethik seiner Kunden auf seine Investitionen in die Geflügelhaltung auswirkt. Dabei kommt er zu folgendem Fazit: »Das Verbraucherverhalten ist von erheblicher Bedeutung. Schlagwörter wie Bodenhaltung oder Freilandhaltung machen Eier zu Prämiumprodukten, für die höhere Erträge erzielt werden können.« Leider unterliege die Kundenethik im Laufe der Zeit Veränderungen. Zudem deckten sich diese Veränderungen nicht mit den Erkenntnissen der Tiermedizin. So sei der Anteil schädlichen Ammoniaks in der Käfighaltung am geringsten und die Belastung mit Phosphaten in der Freilandhaltung am höchsten. An dieser Stelle forderte Kottsieper von den Anwesenden mehr Öffentlichkeitsarbeit, um Vorurteile und Unwahrheiten aus der Diskussion zu verdrängen.

Artikel vom 18.01.2007