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Stadtteil Exter
Denkmal aus
Glas gesetzt

Auf einer solchen Form werden die Glasteile aneinander gelegt und verlötet.

Bernd Bender baut Tiffany-Lampen

Von Birte Penshorn
Vlotho-Exter (VZ). Bernd Benders Hobby ist gefährlicher, als es auf den ersten Blick aussieht. Denn der 59-Jährige bastelt Lampen im Tiffany-Stil - und dabei hat er sich schon so manches Mal an dem scharfen Glas geschnitten. Jetzt hat er seinem Stadtteil Exter ein kleines Denkmal gesetzt - in Form einer im Tiffany-Stil gestalteten Lampe.

»Das war eine wirkliche Herausforderung für mich«, erinnert sich der 59-Jährige. »Aber es hat sich gelohnt: Diese Lampe ist mein Prunkstück geworden.« Lindemanns Mühle, Autobahnbrücke, evangelische und katholische Kirche zieren in bunten Farben den Lampenschirm. Entworfen hat der Justizbeamte das Motiv natürlich selber. Und das war nicht immer einfach, »schließlich musste ich jedes kleine Detail auch anfertigen können«. 320 einzelne Glasteile hat der Exteraner schließlich mit Kupfer und Lötzinn zu einem Gesamtkunstwerk verbunden - eine Technik, die viel Zeit und Geduld erfordert.
Und die hat der 59-Jährige mittlerweile. Denn bereits vor mehr als 20 Jahren hat Bernd Bender damit begonnen, Tiffany-Lampen zu basteln. Für ihn mehr als nur ein Hobby: »Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, muss ich zur Entspannung erst einmal basteln.«
Angefangen hat diese Leidenschaft allerdings mit kleinen Gewächshäusern. »Ein Arbeitskollege hatte einen Katalog, der auch Bauanleitungen enthielt. Damals haben wir aber noch Fensterglas verwendet, denn richtiges Tiffany-Glas war zu teuer«, erzählt er. Das Interesse an dieser Kunst wuchs, immer mehr Kataloge stapelten sich im heimischen Haus. »Es juckte richtig in meinen Fingern, neue Sachen auszuprobieren.«
Von den Anfängen mit großen, geraden Glasstücken wechselte er bald zu den bekannten Tiffany-Werken, die sich aus mehreren hundert Einzelteilen zusammensetzen und ein filigranes Kunstwerk bilden. Dazu gehört auch eine Lampe im Wohnzimmer der Benders. »Ein Original davon habe ich während einer Weiterbildung in Berlin entdeckt. Das sollte 23 000 DM kosten. Da habe ich mir gedacht: Für das Geld bekomme ich das auch selber hin.« Rund 1000 Teile später war die Lampe, etwas kleiner als ihr Vorbild, fertiggestellt.
Das Glas für seine Arbeiten bezieht er von der Gohfelder Firma »Ackiss«. Doch um eine »echte« Tiffany-Lampe herzustellen, braucht es noch mehr Zubehör. Vorlagen dazu gibt es in Büchern, diese werden dann kopiert, auf Pappe geklebt und ausgeschnitten. Jede einzelne Form wird von Hand auf das entsprechende Glas aufgezeichnet und herausgetrennt. Anschließend müssen die Stücke geschliffen werden, damit sie genau aneinanderpassen. Nach einer Reinigung werden sie mit Kupferband Stück für Stück aneinander befestigt und verlötet. Zum Abschluss wird noch einmal alles gereinigt und die Nähte werden in Kupfer oder Schwarz patiniert. »Für jedes einzelne Glasstück können deshalb 15 Minuten vom Kauf des Materials bis zur endgültigen Fertigstellung gerechnet werden.«
Wie viele Lampen Bernd Bender in den vergangenen 20 Jahren angefertigt hat, kann er schon gar nicht mehr zählen. Genauso wie die vielen kleinen Schnitte, die er sich beim Bearbeiten des Glases an den Fingern zugezogen hat.

Artikel vom 17.01.2007