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Heim-Führung nimmt Vorwürfe sehr ernst

Aufsicht prüft Gerüchte über Misshandlungen - Keine Anhaltspunkte für Fehlverhalten

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Der Medizinische Dienst der Krankenkassen hat Qualitätsmängel im Paderborner St. Vincenz-Altenzentrum festgestellt. Die Heimaufsicht des Kreises Paderborn geht zudem Vorwürfen angeblicher Misshandlungen in dem Seniorenheim nach.

Gegenüber dieser Zeitung räumt Geschäftsführer Gerhard Freund die beanstandeten Probleme ein. Sie seien inzwischen jedoch abgestellt. Die Anschuldigungen, dass eine Altenpflegerin gegenüber zwei Bewohnerinnen gewalttätig geworden sei, hätten sich jedoch »als völlig haltlos erwiesen«. Bei einer routinemäßigen Überprüfung im vergangenen Jahr habe der Medizinische Dienst ein hygienisches Problem festgestellt und die Qualität der Pflegedokumentation beanstandet. »Wir haben daraufhin die komplette Führungscrew ausgewechselt, einen Hygieneplan sowie ein neues Dokumentationssystem eingeführt und die Belegschaft geschult«, erläutert Freund, der selbst erst Mitte 2006 die Geschäftsleitung übernommen hat. Neue Heimleiterin ist Sigrid Pape, ihre Stellvertreterin und gleichzeitig Pflegedienstleiterin Astrid Wirth-Kreuzig.
Die von einer Angehörigen erhobenen Misshandlungsvorwürfe habe man mit aller Sorgfalt geprüft, ohne Anhaltspunkte für ein eventuelles Fehlverhalten der beschuldigten Schwester gefunden zu haben. Offensichtlich handle es sich um bewusst verbreitete üble Gerüchte. »Ich lasse auf die Frau nichts kommen«, nimmt Freund die Altenpflegerin in Schutz. »Sie ist seit 20 Jahren im Haus und eine unserer erfahrensten Kräfte. Gleichwohl sei sie aus Gründen der Deeskalation in ein anderes Haus versetzt worden.
Die angeblichen Vorfälle sollen sich bereits im Frühjahr und im September vergangenen Jahres ereignet haben. »Die Heimaufsicht ist jedoch erst vor wenigen Tagen informiert worden«, erklärt Kreissprecherin Michaela Pitz. Die vom Medizinischen Dienst aufgedeckten Mängel werden von der Behörde anscheinend als nicht gravierend eingestuft. »Das ist einfach grauer Alltag in den Altenheimen«, verlautet aus Insiderkreisen.
Gleichwohl hat Geschäftsführer Freund die Beanstandungen nach eigenem Bekunden »sehr ernst genommen« und im Zuge der organisatorischen Veränderungen auch ein umfangreiches Beschwerdemanagement eingeführt.
Baulich soll sich in dem Seniorenzentrum ebenfalls etwas tun und insbesondere der Pflegebereich auf den neusten Stand gebracht werden. Das Investitionsvolumen beziffert Freund auf bis zehn Millionen Euro.
Freund gibt zu, dass es in der Vergangenheit »Unruhe und Unzufriedenheit gegeben hat. Aber inzwischen ist die Stimmung wieder merklich gestiegen«.
Das St. Vincenz-Altenzentrum verfügt über 145 Heimplätze. 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um die alten Menschen. Damit sei der Soll-Stellenplan sogar überschritten. »Wir leisten uns den Luxus von zu viel Personal«, sagt Freund.

Artikel vom 18.01.2007