16.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Harry nimmt
Angst vorm
dicken Buch

Trends in der Stadtbücherei

Rahden (ni). Zweimal im Jahr wird in der Rahdener Stadtbibliothek eingekauft: im Frühjahr und im Herbst. Vor allem im März kommen die Neuerscheinungen heraus, von denen sich Bücherei-Leiterin Andrea Al-Saydali Anziehungskraft für junge und alte »Leseratten« verspricht.

Die durch moderne Bücher gesteigerten Lesezahlen und der gute Ruf der Bücherei geben ihr recht. »Seit zwei bis drei Jahren halten wir unsere Ausleihzahlen mit etwa 60 000 pro Jahr konstant. Früher lagen die Zahlen bei etwa 40 000 entliehenen Büchern im Jahr«, erklärt Al-Saydali. Und noch ein Phänomen sei dazugekommen: »Harry Potter hat die Angst vor dem dicken Buch genommen.« Auch Zehnjährige greifen heute bevorzugt zum »dicken Wälzer« wie etwa »Bartimäus« von Jonathan Stroud oder zum Drachen-Epos »Eragon«.
Dabei muss die Bücherei mit einem begrenzten Etat zurechtkommen. Etwa 4000 Euro pro Jahr sollen reichen, um die Rahdener und natürlich auch die Gäste aus anderen Städten und Gemeinden mit neuem Lesestoff zu versorgen. »Das Interesse - gerade an neuen Werken - ist bei Kindern und Jugendlichen sehr groß«, bestätigt Al-Saydali den Trend. Bücher, wie »Hanni und Nanni«, die noch bei den Eltern hoch im Kurs standen, rühre heute kein Kind mehr an.
So seien es heute mehrheitlich Bücher, die die Fantasie anregen, die von den Mädchen und Jungen bevorzugt würden. »Gerade die Serie »Das magische Baumhaus, mit dem vier Kinder durch Raum und Zeit reisen« ist bei uns fast immer komplett ausgeliehen«, meint Al Saydali.
Aber auch die erwachsenen Rahdener lesen. Neue Romane müssen angeschafft werden. »Die Leser wissen aber, dass wir immer neue Krimis und Romane anbieten. Diese Leserschaft ist uns natürlich auch besonders wichtig, denn sie bezahlt die Beiträge, während für Kinder und Jugendliche die Ausleihe kostenlos ist.
»Aktuell« seien sämtliche Krimis und Thriller, die Dan Brown-Bücher und historische Romane. »Der Trend zu den Fantasy- und Verschwörungs-Werken ist noch ungebremst.«
Dennoch: Die Leiterin würde auch gern mehr Sachbücher einkaufen. »Wir sind schwerpunktmäßig eine Familienbibliothek. Hierher gehören Erziehungs- und Psychologie-Ratgeber sowie Fitness- und Ernährungsbücher.« Die finden die Kunden in einer Auswahl auf einem Tisch. »Nach dem Weihnachtsessen präsentieren wir die Fitness-Bücher«, lächelt Andrea Al-Saydali.
Auch mit »silbernen Scheiben« sammelt die Bücherei Erfahrungen. Demnächst werden keine Hörspiel-Cassetten mehr gekauft, sondern nur noch CDs. »Computerprogramme haben wir auch, können aber nie wirklich aktuell sein. Mit Film-DVDs anzufangen, hat bei unseren begrenzten finanziellen Möglichkeiten keinen Zweck«, meint die Leiterin. »Ich würde mir so etwas für die Zukunft wünschen, aber ohne Sponsoren ist da vermutlich nichts zu machen.«
Mit der Realschule bestehe bereits eine Bildungspartnerschaft. Im vergangenen Jahr wurden entsprechende Lese-Rucksäcke angeschafft. Jetzt habe auch die Hauptschule der Auestadt Interesse bekundet. »Da benötige ich aber wieder andere Bücher, um das Ziel der Leseförderung in dieser Zielgruppe zu verwirklichen«, meint Al-Saydali, die derzeit einen Vorlesewettbewerb für dritte Grundschulklassen veranstaltet. Die Endausscheidung soll in der Bücherei stattfinden.

Artikel vom 16.01.2007