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Auschwitz-Überlebender berichtet

Studenten haben Ausstellung über Tadeusz Sobolewicz gestaltet

Versmold (igs). Als Tadeusz Sobolewicz nach Auschwitz kam, war seine Kindheit mit einem Schlag beendet. Vier Jahre lang war er namenlos, nur noch eine Nummer. Die Konzentrationslager der Nazis hat der heute 82-Jährige überlebt. Er erzählt noch heute Interessierten davon, wie er die Gräuel der Nazi-Herrschaft überlebt hat.
Auch jungen Studenten aus Deutschland und Polen. Das Ergebnis - die Ausstellung »Tadeusz Sobolewicz: Lebensgeschichte als Argument« - ist vom 25. Januar an im Versmolder Rathaus zu sehen. Zwei Wochen lang hatten Studenten der Universität Bielefeld und aus Krakau die Gelegenheit, in Auschwitz und Vlotho mit dem Mann zu sprechen, der die Vernichtungslager überlebt hat, dabei dem Tod mehrfach gerade noch von der Schüppe gesprungen ist. Patrick Viktor, der in Versmold zur Schule gegangen ist und an der Bielefelder Uni studiert, haben die Begegnungen mit dem Mann sehr berührt, der nach dem Krieg als Schauspieler und Autor (»Aus der Hölle zurück«) versuchte, das Erlebte zu verarbeiten. Dabei spielte er sogar einen SS-Oberscharführer. »Sich von einem Zeitzeugen erzählen zu lassen, wie es war -Êdas kann kein Buch oder Film leisten«, sagt der 25-Jährige, der Mitglied im Vorstand des Freundeskreises Städtepartnerschaft Dobczyce-Versmold ist.
In einer Ausstellung haben die Studenten aus Polen und Deutschland gemeinsam die Geschichte Tadeusz Sobolewicz', des Häftlings mit der Nummer 230053, aufgearbeitet. Auf 20 großformatigen Stellwänden haben die Studenten nicht nur die Biografie des Mannes zusammengetragen, der als Widerstandskämpfer von den Nazis verhaftet wurde. »Wir greifen auch das Thema auf, wie die Menschen benutzt wurden, um NS-Taten zur rechtfertigen und wie er es geschafft hat, durch seine Kunst das Erlebte zu verkraften und damit umzugehen«, erläutert Patrick Viktor. Außerdem haben die jungen Leute das, was sie gehört haben, in Bildern und Texten verarbeitet.
Nicht erwartet hatte Patrick Viktor, dass es »in unserer Generation so starke Vorurteile gibt«. Die polnischen Studenten hätten im Nachhinein erzählt, dass sie sehr ängstlich an das Projekt herangegangen seien. »Sie wussten nicht, wie sie auf Deutsche reagieren sollten.« Doch es habe sie emotional sehr berührt, als sie gesehen hätten, »wie schlimm es auch für uns war.«
Dr. Richard Sautmann von der Stadtverwaltung verspricht eine hochkarätige Ausstellung: »Anhand der Lebensgeschichte von Tadeusz Sobolewicz wird eine der dunkelsten Perioden der europäischen Geschichte dargestellt.« Die Ausstellung wird zwei Tage vor dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz eröffnet -Êam Donnerstag, 25. Januar, um 18 Uhr. Zu sehen sein wird sie bis zum 20. Februar zu den Öffnungszeiten des Rathauses.

Artikel vom 16.01.2007