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Frachter rammt Schnellfähre

Vier Tote nach einer Schiffskollision in der Meerenge von Messina

Messina (dpa). Dramatische Schiffskollision vor Sizilien: Vier Menschen starben und 90 weitere wurden verletzt, als in der Meerenge von Messina eine Schnellfähre mit einem Containerschiff zusammenprallte.
Mit stark blutenden Wunden wurden einige Passagiere in Kliniken gebracht.

Die Umstände des Unfalls waren auch gestern noch unklar. Da die Wetterbedingungen zum Unglückszeitpunkt gut waren, gehen Ermittler von menschlichem Versagen des Kapitäns aus.
Bei den Opfern handelt es sich um drei Besatzungsmitglieder der Fähre und den Kapitän. »Wahrscheinlich hat er den Abstand und die Geschwindigkeit des Frachtschiffes falsch kalkuliert«, hieß es. Jedoch habe er durch ein Manöver in letzter Sekunde vermutlich viele Menschenleben gerettet - denn statt frontal auf das unter der Flagge von Antigua und Barbuda fahrende Containerschiff zu prallen, wurde die Schnellfähre seitlich getroffen. »Und an dieser Stelle ist das Tragflügelboot besonders robust«, sagte ein Mitarbeiter der Küstenwache. Der Frachter sei von rechts gekommen und habe deshalb Vorfahrt gehabt, hieß es.
»Die Sicherheitsmängel in der viel befahrenen Straße von Messina sind schon seit Jahrzehnten bekannt«, sagte Transportminister Alessandro Bianchi. »Aber glücklicherweise ist es nicht zum schlimmsten Katastrophenfall gekommen. Wenn die Fähre anders auf den Frachter geknallt wäre, hätte der Unfall zu einer viel schlimmeren Tragödie führen können«, fügte er hinzu.
Das Tragflächenboot Segesta Jet der italienischen Staatsbahn war mit 130 Passagieren an Bord unterwegs von Reggio Calabria auf dem italienischen Festland nach Messina auf Sizilien. An Bord sei nach dem Unfall Panik ausgebrochen, berichteten Augenzeugen. Verängstigte Passagiere sprangen über Bord, viele bluteten am Kopf, andere waren zwischen Trümmern eingeklemmt. Die wenige Minuten später eintreffenden Rettungskräfte arbeiteten stundenlang, um alle Passagiere in Sicherheit zu bringen. Die meisten von ihnen seien Pendler gewesen, die die 30-minütige Strecke jeden Tag zurücklegen. Von den zehn Besatzungsmitgliedern des 130 Meter langen Frachtschiffes wurde niemand verletzt.
»Die Crew hat hervorragende Arbeit geleistet, sie ist ruhig geblieben und hat uns alle zum Heck des Schiffes gebracht«, sagte Andrea, ein 19-jähriger Student aus Sizilien. »Ich hatte schreckliche Angst, ich dachte, ich würde sterben«, erklärte ein anderer Pendler.

Artikel vom 17.01.2007