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Jetzt 270 zusätzliche Jobs
allein für Hartz-IV-Bezieher

Vom Windelnwechseln im Kindergarten bis zum Barfußpfad

Von Karl Pickhardt
Kreis Paderborn (WV). Sie wechseln kleinen Kindern im Kindergarten die Windeln, bauen Barfußpfade, räumen im Wald auf oder werkeln im Kloster Dalheim. 270 so genannte Hartz-IV-Bezieher bekommen in Kürze einen Job in den zehn Kommunen des Paderborner Landes.

Für diese und ähnliche Beschäftigungen werden ausschließlich Menschen verpflichtet, die wegen ihres Alters, ihrer Qualifikation, Gesundheit oder sozialer Hemmnisse auf dem ersten Arbeitsmarkt kaum eine Vermittlungschance haben. So will die Arbeitsgemeinschaft für Arbeit (Arge) im Kreis Paderborn am 18. Januar ein kommunales Beschäftigungsprogramm beschließen, an dem sich sämtliche zehn Paderborner Städte und Gemeinden beteiligen. Die Lohnkosten für das jährlich vier-Millionen Euro teure Programm trägt hauptsichtlich die Arge, aber bis zu 25 Prozent auch die Kommune. Geschäftsführer Ingo Koppermann (Arge) stellte gestern zusammen mit der CDU-Landtagsabgeordneten Maria Westerhorstmann sowie den beiden Bürgermeistern Heinrich Schwarzenberg (Borchen) und Karl-Heinz Wange (Lichtenau) das Arbeitsprogramm 2007 vor.
Sieben Kommunen haben bereits Jobs angeboten. In Borchen werden Kräfte für einfache Tätigkeiten im Kindergarten eingesetzt, damit Erzieherinnen nicht auch noch Windeln wechseln müssen. Delbrück und Hövelhof wollen Barfußpfade anlegen. Paderborn braucht Unterstützung beim NRW-Tag. Lichtenau bietet Jobs in der Schule, im Forst sowie im Kloster Dalheim an. Büren sucht Unterstützung bei der Restaurierung der Niedermühle. Bad Wünnenberg benötigt Hilfe beim Bau des Aatal-Hauses im Kurpark.
Die 270 Jobber werden nach unterschiedlichen Modellen bezahlt. Etwa 130 Menschen bekommen volles Entgelt mit Sozialversicherungspflicht: Ihre Arbeit ist einschließlich eines zweimonatigen Praktikums in einem Privatunternehmen auf zehn Monate beschränkt.
80 Menschen finden einen Job als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) für zwölf bis 36 Monate: Ungelernte bekommen 900, ausgebildete Kräfte 1100 Euro Monatslohn.
60 Hartz-IV-Bezieher werden als Brückenjobber (so genannte Ein-Euro-Jobs; im Kreis Paderborn allerdings mit 1,50 Euro Stundenlohn) eingesetzt. Unterm Strich entstehen so 270 zusätzliche Beschäftigungen, rechnete Koppermann gestern vor.
Von derzeit 14 000 Arbeitssuchenden im Kreis Paderborn hat nach Koppermanns Einschätzung die Hälfte auf Grund unterschiedlicher Hemmnisse kaum eine Aussicht auf einen Arbeitsplatz am ersten Arbeitsmarkt. Diesem Personenkreis ist das neue kommunale Beschäftigungsprogramm gewidmet. Koppermann: »Wir haben die Hoffnung, dass 25 bis 30 Prozent aus diesen Beschäftigungen ÝklebenÜ bleibt«.
Neben dem neuen kommunalen besteht im Kreis Paderborn bereits ein soziales Beschäftigungsprogramm mit den Wohlfahrtsverbänden, so dass in diesem Jahr 700 bis 800 Menschen aus dem Kreis der kaum vermittelbaren Hartz-IV-Bezieher eine Arbeit finden. Eine Paderborner »Schwarz-Weiß-Liste« regele, dass ausschließlich zusätzliche Tätigkeiten entstünden. Sie gehörten nicht zu den Pflichtaufgaben einer Kommune. Dem Handwerk und der Industrie würden damit keine Aufträge entzogen, betonten die Bürgermeister Wange und Schwarzenberg. Landtagsabgeordnete Maria Westerhorstmann wertet das kommunale Beschäftigungsprogramm in Paderborn beispielhaft auch für das Land.

Artikel vom 16.01.2007