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Als Häftling in
der JVA fleißig

Sachse mit schwerer Kindheit

Herford/Bünde (cl). »Als ich Ihnen sagte, dass ich die Bewährung widerrufe, hatte ich das nicht als Aufforderung gemeint, dass Sie neue Straftaten begehen sollten!«. Mit harten Worten rüffelte die Vorsitzende Richterin Alexandra Sykulla den 20-jährigen Moritz J. (Name geändert) aus Bünde.

Genau dies aber hatte der gebürtige Sachse gemacht: Er brach unter anderem (nicht zum ersten Mal) in das Gutenberg-Berufskolleg, die Akademie Ueberlingen, eine Firma und eine Musikschule ein. Überall schleppte er Computer und Flachbildschirme ab. Etliche Straftaten hatten zuvor für den Bewährungswiderruf gesorgt.
Sein Plan war, das Diebesgut bei dem Kumpel zu bunkern, bei dem er untergekommen war, nachdem er die Wohngruppe Klaecks verlassen musste. Nach der Entlassung aus der zu erwartenden Strafhaft wollte er die Beute verkaufen und so für Startgeld sorgen. Die Rechnung ging nicht auf: Statt ursprünglich zehn Monate hat er jetzt eineinhalb Jahre Jugendstrafe abzusitzen.
Die Lebensbilanz des 20-Jährigen fällt dürftig aus: Nach einer höchst unglücklichen Kindheit scheiterte Moritz J. bei etlichen Hilfsangeboten. Selbst die Ausbildungsstelle in einem Zimmereibetrieb, die ihm nach eigenen Angaben viel Spaß machte, verlor er aus eigenem Verschulden.
Eine wegen ähnlicher Straftaten zu verbüßende U-Haft von drei Monaten vermochte ihn ebenso wenig wachzurütteln wie die Bewährungsverurteilung und Betreuung durch einen Bewährungshelfer.
Weder die Angebote bei Klaecks oder ein Ausbildungsversuch in den Werkstätten der Evangelischen Jugendhilfe Schweicheln führten zu irgendeiner positiven Veränderung.
Moritz J. gehört aber zu den Heranwachsenden, die in der JVA bestens zurechtkommen. Im Jugendstrafvollzug arbeitet er fleißig und fiel nicht ein einziges Mal unangenehm auf. »Der Angeklagte schreit geradezu nach straffen Rahmenbedingungen!« zitierte die Vorsitzende einen Schöffen.

Artikel vom 13.01.2007