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Bürger haben das Recht,
für Interessen zu kämpfen

Protestierende nicht beschimpfen oder bedrohen


Der geplante Bau eines Müllheizkraftwerks in Paderborn-Mönkeloh beschäftigt diesen Leser:
Wieder einmal möchte ein gut betuchter Paderborner ein neues Steckenpferd und wieder einmal tauchen Unregelmäßigkeiten und Merkwürdigkeiten während der Planung auf. Man könnte also schon fast von einer »Paderborner Tradition« sprechen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Ein Blick in eine mögliche Zukunft könnte so aussehen: In vielen tausend Jahren finden Archäologen an einem Ort, der einst Paderborn hieß, viele mächtige Ruinen und sind beeindruckt und schreiben viele Abhandlungen darüber. Aber anders als die Ruinen in Rom oder Athen zeugen diese Ruinen nicht vom Glanz großer Zivilisationen und ihren Leistungen, sondern vom Klüngel, durch den (nicht nur in Paderborn) Wirtschaft und Politik verbunden sind.
Das Positive an der Sache, was ich persönlich sehr begrüße, ist jedoch, dass Bürger für ihre Interessen eintreten und nicht einfach alles hinnehmen wollen, was ihnen »von oben vorgesetzt« wird. Plötzlich protestieren Leute gegen die geplante MVA, weil sie eine Belästigung ihrer Nasen befürchten, obwohl sie noch nicht einmal in unmittelbarer Nähe wohnen. Ich habe nichts am Protest gegen die geplante MVA auszusetzen. Aber: Wie viele der Personen, die jetzt gegen die MVA protestieren oder mit dem Protest sympathisieren, haben seinerzeit auf die drei klagenden Anwohner des Stadions gewettert, weil diese sich in ihren Interessen benachteiligt sehen?
Ich erwarte keine Antwort auf die Frage, aber wer meint, es sei ein Unterschied, ob drei Personen oder ganze Ortsteile betroffen sind, der hat ein wesentliches Merkmal der Demokratie nicht verstanden: Bürger haben das Recht, für ihre Interessen einzutreten und gegen das zu protestieren, was ihnen zuwider ist oder ihnen schadet. Und wenn Gerichte ihnen Recht geben, dann ist das, gegen das sie protestiert haben, eben nicht rechtens. Deswegen muss man diese Menschen nicht beschimpfen, diskriminieren oder bedrohen, denn jede Gemeinschaft wird stets daran gemessen, wie sie mit ihren Minderheiten umgeht.
WOLFGANG KLEIN Grabbestraße 4cPaderborn

Artikel vom 16.01.2007