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Parteiaustritte:
»Zenit ist
überschritten«

Die Kleinen kommen am besten weg

Von Angelika Krückemeier
Vlotho (VZ). Auch, wenn sie es nicht gern zugeben: Die großen politischen Parteien in der Weserstadt mussten in den letzten Jahrzehnten zum Teil kräftigen Mitgliederschwund verkraften. Heute gehen die Stadtverbandsvorsitzenden von SPD und CDU, Bodo Kohlmeyer und Elmar Vielstich, allerdings davon aus, dass der Zenit des Austrittstrends überschritten ist.
Bodo Kohlmeyer, SPDElmar Vielstich, CDU
»Die überregionalen Negativ-Tendenzen der vergangenen zwei Jahre spiegeln sich bei uns nicht wider«, erklärt CDU-Chef Elmar Vielstich. Gleichwohl habe auch seine Partei seit 2004/2005 per Saldo sieben Mitglieder verloren. Das sei einerseits überschaubar, andererseits nicht nur, aber auch der Preis für die Große Koalition in Berlin, mit deren Arbeit nicht jedermann einverstanden sei.
Die SPD hat am meisten Federn gelassen. In ihren stärksten Zeiten hatte allein der SPD-Ortsverein Vlotho mehr als 250 Mitglieder. Heute kommen alle vier Ortsvereine (Valdorf, Uffeln, Exter und Vlotho) zusammen auf gerade noch 230 eingeschriebene Genossen und Genossinnen.
Die Austrittswellen liegen allerdings länger zurück. Von der großen Fluktuation seit dem Ende der Schröder-Ära jedenfalls habe die Partei in Vlotho nichts gemerkt, sagt Stadtverbandschef Bodo Kohlmeyer. Und dass jemand ausgetreten sei, weil ihm die SPD-Politik vor Ort nicht passte, habe er seit Beginn seiner Amtszeit 2002 auch nicht erlebt: »Unsere Mitglieder scheiden durch Tod aus - in den vergangenen vier Jahren sind allein acht verstorben.«
Mit 230 Parteibuchinhabern ist die SPD die mit Abstand mitgliederstärkste Partei in Vlotho. Es folgen die CDU mit derzeit 129, die GLV mit 27 und die FDP mit 17 Mitgliedern. Wobei Grüne Liste und Liberale unter der viel beschworenen Politik- und Parteienverdrossenheit bislang am wenigsten gelitten haben.
Die Grüne Liste hat laut Geschäftsführerin Sabine Niemann seit 2005 sogar leicht zulegen können. Als freie Wählergemeinschaft kann sie zudem - wie im Übrigen auch die FDP - auf Sympathisanten zählen, die zwar nicht Mitglieder sind, aber mitarbeiten.
Frei von Zukunftssorgen ist keine der Parteien. Um die drohende Überalterung auszugleichen, müssten viel mehr junge Menschen gewonnen werden. Sie zu motivieren, ist jedoch ein schwieriges Geschäft. Hinzu kommt, dass politisch interessierte unter 20-Jährige Vlotho in Richtung ihrer Studien- und Ausbildungsplätze verlassen. »Und man muss sehen«, so FDP-Fraktionschef Ulrich Ammon, »dass Leute, die einen Job haben, in unserer Hochleistungsgesellschaft so gnadenlos geknechtet werden, dass für die Mitarbeit in Partei und Politik keine Kraft mehr da ist.«
Was den Nachwuchs angeht, fühlt sich am ehesten noch die CDU auf der sicheren Seite. »Durch die gute Arbeit der Jungen Union sind Jüngere unter unseren Zugängen stark vertreten«, sagt Elmar Vielstich.

Artikel vom 13.01.2007