12.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

40 000 Kinder
in 50 Jahren auf
die Welt geholt

Jubiläum der Geburtshilfeabteilung

Von Michael Robrecht
Höxter (WB). Die Gynäkologie- und Geburtshilfeabteilung im St. Ansgar Krankenhaus in Höxter ist 50 Jahre alt geworden. Im vergangenen halben Jahrhundert sind 40 000 Kinder im ehemaligen St. Nikolai- und im heutigen St. Ansgar Krankenhaus zur Welt gekommen.

Im geburtenreichsten Jahr aller Zeiten, 1964, ist das erste Mal die Schallgrenze von 1000 Geburten durchbrochen worden. 2006 wurden 900 Neugeborene gezählt. Geburtshilfe früher und heute: »Da hat sich eine Menge verändert«, sagt der heutige Chefarzt Prof. Dr. Werner Bader. So sei es bis vor 20 Jahren eher unüblich gewesen, dass der Vater an der Geburt teilnimmt. »Das ging schon wegen des früher streng abgeschirmten Sterilbereiches nicht.« Außerordentlich verbessert habe sich die Schmerzerleichterung für die Frauen: »38 Prozent nehmen heute eine PDA«, weiß Bader. »Es gibt die sanfte Geburt.«
Anders als 1956/57 gebe es heute die Kreißsaalführungen, Vorbereitungskurse und die ausführlichen Informationen im Vorfeld einer Geburt. Der Wohlfühlgedanke sei sehr wichtig geworden, viele Paare schauten sich vor dem Termin erst verschiedene Krankenhäuser an, schildert der Chefarzt. Die Umbauten der vergangenen Jahre im Kreißsaal in Höxter seien ein Resultat dieser Entwicklung.
Für St. Ansgar sei auch die Anerkennung als Perinatalzentrum beantragt, es fehle noch die Urkunde. »Für die Zukunft wünschen wir uns die integrative Wochenbettpflege, in der eine Schwester drei Zimmer betreut und es nur eine Ansprechpartnerin pro Schicht für die Mutter gibt«, erläutert Prof. Bader. Auch soll das Stillen durch ausgebildete Schwestern und größere Stillräume attraktiver gemacht werden.
Im März wird es zum 50-Jährigen an einem Wochenende einen Tag der offenen Tür auf der Frühgeborenen- und der Entbindungsstation geben. An diesem Tag möchte Prof. Bader auch Spenden für die an St. Ansgar geplante Babyklappe sammeln.
Rückblick in die 50er Jahre: Mit der Einstellung von Chefarzt Dr. Peter Flory nahm am 1. Oktober 1956 die Abteilung fur Gynäkologie und Geburtshilfe als dritte Hauptfachabteilung im damaligen St. Nikolai Krankenhaus ihren Betrieb auf. Bisher war diese Abteilung der Chirurgie unter Dr. Karl Grau zugeteilt.
Dr. Flory, der nach seiner Pensionierung noch katholischer Priester wurde und der bereits verstorben ist, konnte vom Elisabeth-Krankenhaus in Essen als erster Chefarzt gewonnen werden, erinnert Bernd Bartels-Trautmann in einem Rückblick. Bis zu seinem Ausscheiden nach 25 Dienstjahren im St. Ansgar Krankenhaus am 30. September 1981 erblickten 16 720 Kinder hier das Licht der Welt. Unter der Leitung des engagierten Dr. Flory, der zum Ende seiner beruflichen Laufhahn auch Ärztlicher Direktor des damals neuen St. Ansgar Krankenhauses war, wurden auch die ersten Schritte der Frühgeborenenmedizin unternommen.
Mit der Erweiterung der Gynäkologie 1969 ist erstmals eine Frühgeborenenstation in Höxter eröffnet worden. Diese verfügte über 15 Betten und drei Inkubatoren. Schrieb man damals, dass damit die Versorqung von Neugeborenen unter 2500 Gramm möglich sei, ist mittlerweile die Entwicklung dieser Abteilung unter Federführung der Pädiatrie so weit, dass »Frühchen« schon mit 500 Gramm eine reelle Lebenschance bekommen, sagt Bernd Bartels-Trautmann. Dazu trägt auch eine »Pränatale Sprechstunde« bei Risikoschwangerschaften bei.
Nachfolger von Dr. Flory wurde Dr. Rudolf Gresselmeyer, der die Entwicklung der Gynäkologie und Geburtshilfe weiter vorantrieb.
Seit 2002 steht Prof. Dr. Werner Bader an der Spitze der Abteilung. Diese hat sich mittlerweile zum neonatologischen Schwerpunkt entwickelt und strebt die Anerkennung als Perinatalzentrum an. Dazu ist die Gynäkologie seit Neuestem als kooperatives Brustzentrum mit den Partnern St. Vincenz Krankenhaus und Brüderkrankenhaus in Paderborn anerkannt und zertifiziert und hat in der Behandlung des Brustkrebses überregionale Bedeutung erlangt.
Fast 40 000 Kinder sind in den vergangenen 50 Jahren im St. Ansgar/St. Nikolai Krankenhaus geboren worden. Zahlreiche Mehrlingsgeburten und der erfolgreiche Kampf um jedes einzelne Frühgeborene sorgen dabei immer wieder für Aufmerksamkeit. Die Abteilung genießt auch überregional einen sehr guten Ruf.

Artikel vom 12.01.2007