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Jetzt haben die Helfer selber Sorgen

Projekte für Moldawien und Ruanda leiden unter der Streichung von Landeszuschüssen

Von Malte Samtenschnieder
Bad Oeynhausen (WB). Wegfallende Landeszuschüsse machen sowohl der Bergkirchner Moldawien-Hilfe als auch der Ruanda-Hilfe des Schulzentrums Süd zu schaffen. Im Jahr 2005 standen für beide Entwicklungsprojekte letztmalig Fördermittel zur Verfügung. Seither müssen die Gruppen ohne öffentliche Gelder auskommen.

»5 184 Euro hat die Stadt Bad Oeynhausen im Jahr 2005 zur Förderung kommunaler Projekte in der Entwicklungshilfe zur Verfügung gestellt«, sagt Stadt-Pressesprecher Rainer Printz. Die Gelder seien aus dem Etat des Landesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz geflossen. Im Jahr 2004 habe die Fördersumme für kommunale Entwicklungszusammenarbeit in Nordrhein-Westfalen insgesamt 1,8 Millionen Euro betragen. Die Höhe der Zuschüsse für jede Stadt sei in Abhängigkeit von der Einwohnerzahl berechnet worden. - »Bis das zugrunde liegende Gesetz im Jahr 2006 rückwirkend eingestampft wurde«, erklärt Rainer Printz.
Nach Angaben des Pressesprechers reagierte die Stadt, indem sie sich bemühte, die auftretende Finanzlücke mit Zuschüssen aus Fördertöpfen der Europäischen Union zu stopfen. In Brüssel sei die Bewilligung von Fördermitteln in diesem Fall jedoch an noch strengere Voraussetzungen geknüpft gewesen als in Düsseldorf, so Rainer Printz. Da Bad Oeynhausen diese Kriterien zurzeit nicht erfülle, gehe die Stadt zumindest im Moment leer aus.
Durch die fehlenden Landeszuschüsse gerät die Bergkirchener Moldawien-Hilfe in eine regelrechte Existenzkrise. »Die Bereitschaft der Bevölkerung, uns mit Sachspenden zu unterstützen, ist großartig«, sagt Initiator Ernst-Ludwig Homann. Sorgen bereiten dem Entwicklungshelfer jedoch die hohen Kosten von 10 000 Euro pro Transport.
400 Kubikmeter an Sachspenden - das entspricht vier voll beladenen Sattelzügen - verlassen Bergkirchen seit 1993 jeweils einmal im Frühling und einmal im Herbst in Richtung der moldawischen Stadt Ribnita. »Obwohl ein ukrainisches Unternehmen die Fracht vergleichsweise preiswert für uns befördert, reißen die Kosten ein großes Loch«, meint Homann.
Seit die Landeszuschüsse fehlen - im Jahr 2005 wurden immerhin rund 1 600 Euro gezahlt - muss die Bergkirchener Moldawien-Hilfe die jährlichen Transportkosten von 20 000 Euro komplett durch Spenden finanzieren. »Wenn es uns nicht mehr gelingt, soviel Geld aufzutreiben, müssen wir schlimmstenfalls einen der zwei Transporte im Jahr streichen«, sagt Ernst-Ludwig Homann.
Auch die Ruanda-Hilfe des Schulzentrums Süd leidet unter der Streichung der öffentlichen Fördergelder. Werner Eyßer und seine Mitstreiter nutzten die Mittel in der Vergangenheit zur Finanzierung der Öffentlichkeitsarbeit, etwa zur Erstellung von Informationsmaterial. Ein Teil der Gelder fand zudem Verwendung, um Schülern, die an den jährlich angebotenen Afrikareisen zur Partnerschule im ruandischen Ruli teilnahmen, einen Zuschuss zu ihren Reisekosten zu zahlen.
Als bekannt wurde, das die öffentlichen Gelder wegfallen, versuchte Werner Eyßer neue Geldquellen aufzutun. Bisherige Vorstöße scheiterten jedoch. »Speziell der wegfallende Reisekostenzuschuss ist bitter für unsere Schüler«, sagt der engagierte Lehrer. Rund 2 000 Euro müsse man inzwischen für eine Ruandareise - inklusive Flug, Verpflegung und Impfungenen - veranschlagen.
»Viele unserer Schüler können sich das nicht leisten, selbst wenn sie langfristig dafür sparen«, so Werner Eyßer. Doch erst wer die Gegebenheiten an der Partnerschule in Ruli einmal aus eigener Anschauung erlebt habe, werde zu einem wirkungsvollen Multiplikator und trage durch sein eigenes Engagement dauerhaft zum Fortbestand der Ruanda-Hilfe des Schülzentrums Süd bei.

Artikel vom 12.01.2007