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Junge Bürger helfen Waisenkindern

»Schaufenster-Kunstwerke« für russisches Projekt ein Erfolg -Ê1000 Euro gespendet

Steinheim (nf). »Sie warten schon auf uns und es ist eigentlich egal, was wir mitbringen -Êdenn sie sind dankbar für alles.« Wenn Josef Bröker über den Verein »Kinder sind unsere Zukunft« erzählt, bleibt dieser Aspekt nie unberücksichtigt. 1992 wurde der Verein gegründet, dem heute 39 Mitglieder angehören und der seither zweimal jährlich Hilfstransporte organisiert in das frühere Ostpreußen, um dort in Tilsit und Gumbinnen neben einer Tuberkulose-Station, einem Krankenhaus und einem Waisenhaus auch eine Schule und einen Kindergarten zu unterstützen.

In diesen Tagen kam nun eine »märchenhafte« Spende in Höhe von von 1000 Euro hinzu, für die im wesentlichen junge Künstler sorgten. Die hatten nämlich sechs große Bilder für die letztjährige Kunstausstellung im Steinheimer Wald gemalt. Lehrerin Inge Stock, aus deren früherer Klasse die kleinen Maler kamen, fand die Idee großartig, diese schönen Kunstwerke - es handelte sich ausschließlich um bekannte Märchenmotive - zu verkaufen (das WESTFALEN-BLATT berichtete exklusiv über die große Schaufenster-Aktion mit den Kunstwerken). Die Bilder fanden neben Kunstdruckkarten von den Märchenmotiven reißenden Absatz und die 1000 Euro waren schnell beisammen, die jetzt im Versammlungsraum der Volksbank Steinheim an deren Verein übergeben wurden. Die Volksbank hatte selbst ein Bild erstanden, das sie an die Tageskinderstätte »Klabautermann« weitergab -Êfür dessen Einsatz beim Schmuck des Weihnachtsbaums im Schalterraum der Bank. Dabei erzählten Bröker und Josef Rohde einige Eckpunkte über die bisherigen und die künftigen Aktivitäten des Vereins, der maßgeblich von Willi Bröker initiiert wurde. In einer beispiellosen »Nacht- und Nebelaktion« wurde erst im November mit Unterstützung der Bezirksregierung Detmold dem Bezirkskrankenhaus Heinrichswalde ein ausgemusterter Rettungswagen der Berufsfeuerwehr Bünde zur Verfügung gestellt. Für die Helfer des Vereins ist ihr beispielhafter Einsatz gerade deshalb so lohnenswert, weil sie unmittelbar vor Ort erleben, wie die Hilfstransporte aufgenommen werden und wie sehr sich dadurch die Zustände in den Einrichtungen verbessern. Dafür nehmen die Helfer alle Belastungen gerne in Kauf: die langen Reisen Richtung Ostpreußen, für die seit 15 Jahren ein Teil des Urlaubs herhalten muss, bis zu den Kosten für die Unterkunft aus eigener Tasche. Ein Blick in die Augen der Kinder, die durch die Hilfe aus Steinheim ein Stück Lebensqualität bekommen und diese Hilfe mit großer Dankbarkeit registrieren, wenn Spielsachen oder Bekleidung aus Deutschland anrollt, sei für die Vereinsmitglieder aber immer wieder Motivation genug. Selbst eine nagelneue Heizungsanlage konnte geliefert und montiert werden. Auch in anderer Richtung ist mittlerweile einiges passiert: vier russische Kinder konnten zur Adoption vermittelt werden.
So wird es in wenigen Monaten wieder soweit sein, wenn sich über den 1. Mai ein weiterer Transport (es ist schon der 30.) mit jedes Mal 200 Kubikmetern Hilfsgütern auf die rund 1700 Kilometer lange Reise macht. Unterstützung findet der Verein längst auch in der Region. Eine alte Schule im Stadtgebiet können sie als Lager nutzen, das Modehaus Krüger stellt einen Ladenraum zur Verfügung. Dazu kommen Transportfahrzeuge der Firmen Mahlmann, Spier und von Dachdecker Müller. Josef Rohde konnte durch seine geschäftlichen Kontakte auch Zugmaschinen von weiter weg liegenden Unternehmen organisieren. Dennoch bilden Spenden einen wichtigen Teil der Vereinsarbeit, denn ein einziger Transport kostet für Diesel, Gebühren, Grenzübertritts-Formalitäten, Versicherungen und Dolmetscher allein rund 4000 Euro, bei zwei Transporten im Jahr macht das schon fast 10 000 Euro aus. Dennoch sei der Aufwand absolut gerechtfertigt, findet Josef Bröker. »Wer angesichts der dortigen Zustände glaubt, dass es ihm in Deutschland schlecht geht, der muss nur einmal mit uns fahren!«
Zu den hilfsbereiten Kindern gehören: Jens Becker, Daniel Bruns, Anja Brüntrup, Julia Gäbelein, Magdalena Köhne, Anna-Lena Lödige, Jan Lüke, Marie Christin Maluck, Galina Pägel, Alina Reineke, Christina Schülke, Simone Söltl, Rebekka Spellerberg, Anna-Lena Stöver, Marius Stute, Jana Wiethaup (alle 7. Klasse) sowie Lucie Kleefeld (12. Klasse) und Franziska Jux (11. Klasse).

Artikel vom 10.01.2007