10.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Landwirtschaft mit Augenmaß betreiben

100 Teilnehmer bei traditioneller Dreikönigstagung in der Landvolkshochschule Hardehausen


Kreis Höxter/Hardehausen (WB). »Ethik und moderne Landwirtschaft - ein Widerspruch?« Unter dieser Fragestellung stand die traditionelle Dreikönigstagung in der Landvolkshochschule Hardehausen. 100 Landwirte aus Nordrhein-Westfalen und Nordhessen beteiligten sich an dieser viertägigen Fachtagung im ehemaligen Zisterzienserkloster.
Die Auswirkungen der neuerlichen Veränderungen auf den Weltagrarmärkten führten zu neuen Fragestellungen im Bereich der Ethik, betonte der Leiter der Landvolkshochschule, Monsignore Prof. Dr. Konrad Schmidt, zum Auftakt des Treffens. Es gehe dabei nicht nur um die Fragestellung, ob »Heizen mit Weizen« aus christlich-ethischer Sicht erlaubt sein könne, sondern darüber hinaus darum, ob die Folgen der veränderten Anbaugewohnheiten von der Menschheit schon genügend verstanden worden seien.
So etwa bei der Gentechnik: »Wir sind uns heute in der Abschätzung der Folgen gentechnisch veränderter Substanzen in unserer Nahrungskette und der Tierernährung noch nicht bewusst, und wir wissen schon gar nicht, wie sich die neuen Möglichkeiten der Biochemie auf die Ertragssteigerungen bei Pflanzen und Tieren auswirken, um abschätzen zu können, wie sich dies auf die Welternährungssituation und die Einkommenssituation der deutschen Landwirte auswirkt«, betonte Schmidt. Er appellierte an die Verantwortung der Mächtigen aus Forschung, Industrie und Politik, mit Augenmaß die Chancen der neuen Techniken zu nutzen und gleichzeitig den Mut aufzubringen, nicht alles technisch Mögliche aus Kommerzgründen anzuwenden.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Hubertus Fehring wies in seinen Ausführungen darauf hin, dass es bis in das 19. Jahrhundert hinein überhaupt nicht die Möglichkeiten einer gezielten Züchtung gegeben habe. Erst die Erkenntnisse des Mönchs Gregor Johann Mendel und Justus von Liebigs hätten es ermöglicht, in Deutschland das Bevölkerungswachstum in der bekannten Form hervorzubringen. Von dieser Zeit an sei es bis in die 1970er Jahre hinein ausschließlich um die Bereitstellung günstiger Nahrungsmittel für die Bevölkerung gegangen. Fehring sagte, »zu der Zeit wurden die Fragestellungen aktuell, die bis in die heutige Zeit hineinreichen« - Fragen wie: Sind ökologisch produzierte landwirtschaftliche Produkte besser als herkömmliche? Wie verantwortbar ist die strohlose Haltung von Tieren oder die Haltung von Tieren in Käfigen?
Um die Tragweite der gesamten Tagung aufzuzeigen, ging Fehring, der zugleich Vorsitzender der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) im Erzbistum ist, auch auf die zunehmende Konkurrenz von Getreideproduktion zur Sicherung der Ernährung oder zur Gewinnung von Bioenergie ein. Dabei vertrat er einen klaren Standpunkt. Soweit der Mensch die Nahrungsmittel für Wärme oder Mobilität benötigt, sieht er keine ethischen Bedenken, da diese die Verbrennung fossiler Stoffe verhindern. Genauso eindeutig äußerte er sich zur Situation bei den Tierhaltungsformen. »Ich halte aus ethischen Gründen jede Aufstallung für unangemessen, die die Gesundheit der Tiere, in welcher Form auch immer, gefährdet«, so Fehring.

Artikel vom 10.01.2007