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Pfiffige Erfindung aus Atteln
stoppt gefährliche Eisbrocken

Lkw-Dach-Airbag mit elektronischer Steuerung überführt sogar Betrüger

Von Hanne Reimer (Text und Foto)
Atteln (WV). Vor drei Jahren begann der Attelner Johannes Köhler zu tüfteln, bis heute hat er damit nicht aufgehört. Und das Ergebnis sorgt inzwischen europaweit für Furore.

»RoofSafetyAirBag« (kurz RSAB), so lautet der englische Name von Köhlers Erfindung. Die besteht, vereinfacht gesagt, in einem Kunststoffschlauch, der verhindert, dass sich auf den Dächern von Lkw-Aufliegern im Winter Eisplatten bilden.
Denn die können während der Fahrt herunterfallen und gefährliche Unfälle verursachen. Oder auch Betrüger auf den Plan rufen. Autofahrer also, die nur behaupten, von einer solchen Eisplatte getroffen worden zu sein. Nachprüfen können das im Zweifelsfall weder der Lkw-Fahrer noch seine Spedition. Die zahlt daher oft lieber aus eigener Kasse, was das vermeintliche Unfallopfer fordert, statt die Versicherung zu bemühen und eine teure Höherstufung im Tarif in Kauf zu nehmen.
Hier springt Köhler, Projektmanager der Attelner K & M GmbH, mit einer Neuerung zu seiner Erfindung in die Bresche. Denn als Alternative zur mechanischen Steuerung des RSAB, für den das Unternehmen das europaweite Patent besitzt, wird nun auch eine elektronische angeboten. Und die hat es in sich. Denn die Steuereinheit, die mit der Fahrzeugelektronik verbunden wird, enthält eine so genannte »Black Box«, ganz ähnlich der eines Flugzeugs.
Sobald der Auflieger an eine Zugmaschine angedockt wird, sendet das Gerät eine Information an den Spediteur. Solange der Auflieger nun unterwegs ist, kann nachgeprüft werden, wo er sich befindet und ob und wann der Dach-Airbag mit Luft gefüllt und wieder entleert wurde. Entwickelt hat dieses Ortungssystem ebenfalls eine heimische Firma: die mobileObjects AG mit Sitz am Flughafen Paderborn-Lippstadt in Ahden.
»Für den Spediteur hat das mehrere Vorteile«, erklärt Johannes Köhler. Zum einen bekommt er eine Diebstahlssicherung, weiß er doch, wo sich sein Auflieger befindet. Sollte zum anderen ein Autofahrer, der angeblich von einer Eisplatte getroffen wurde, Forderungen stellen, lassen sich seine Behauptungen am Computer schnell prüfen. Denn falls der Lkw zur fraglichen Zeit am fraglichen Ort war: Wenn der Airbag aufgepumpt wurde, ist es so gut wie ausgeschlossen, dass eine Eisplatte vom Dach gefallen sein könnte.
Die pfiffige Erfingung, die der Firma K & M in diesem Geschäftsbereich einen angepeilten Jahresumsatz von 1,5 Millionen Euro einbringen soll, stößt in der Branche europaweit auf wachsendes Interesse. Mit Auto-Multi Daimler Chrysler, der seine Ausbildungsfahrzeugflotte mit dem RSAB ausstatten ließ, als Türöffner arbeitet K & M inzwischen mit vielen namhaften Firmen, darunter auch Auflieger-Hersteller Schmitz Cargobull zusammen. Gemeinsam mit Daimler Chrysler ist im Februar eine Testphase in Finnland geplant, bei der überprüft werden soll, wie sich das System in extremer Kälte verhält.
Doch auch, wenn der Winter so mild bleiben sollte wie zurzeit, ist Johannes Köhler nicht bange. Denn Regen, der sich auf dem Dach des Aufliegers ansammelt, beschädigt mit der Zeit die Plane und sollte ebenfalls vermieden werden.

Artikel vom 13.01.2007