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Das Leben blüht in Perus Wüste

In den Hochanden schuf eine Paderbornerin Zuflucht für die Ärmsten

Von Manfred Schraven (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Es ist eine Erfolgsgeschichte der unglaublichen Art. In nicht einmal drei Jahren entstand in einer Wüste blühendes Leben. Der Ort: Pancanecuilla in den Hochanden von Peru. Zu verdanken ist das alles einer Paderbornerin: Cäcilia Reichmann gilt bei den Indigienos schon heute als »Mutter der Ärmsten«.

Wo im Frühjahr 2004 noch ein paar zusammengehämmerte bemalte Bretter mit der Inschrift »Escuela Rural« (ländliche Schule) Hoffnung versprach, bietet heute die »Arche Noah« verlassenen und Kindern von peruanischen Tagelöhnern Zuflucht.
Auf ihrer jüngsten Reise nach Peru hatte die 74-jährige Cäcilia Reichmann rund ein Dutzend »Königsteiner Kinderbibeln im Gepäck. (Weitere 100 sind auf dem Postweg untergewegs.) Die bunt bebilderten Büchlein in spanischer Sprache waren für die Campesino-Kinder, die sie erhielten, die ersten eigenen Bücher, die sie jemals in den Händen hielten, erzählt die Paderbornerin immer noch glücklich nach ihrer Heimkehr im Gespräch mit dieser Zeitung.
Eine andere Lektüre, die ihr vor dem Rückflug von Ilona Zevallos zugesteckt worden ist, drängt aber sofort wieder die Sorgen in den Vordergrund. Ilona, die mit Ehemann Viktor vor Jahren von Paderborn in Viktors Heimat Peru übersiedelte und heute mit ihm das Projekt leitet, schreibt in ihren Zeilen »Über den Wolken zu lesen« von den drückenden Sorgen um die Verantwortung für dieses Projekt: »Die Bäckerei muss anlaufen, die Joghurtherstellung, die Arche Noah muss im zweiten Stockwerk fertig gestellt werden, neu angestrichen, regensicher gemacht werden, die zweite Pumpe (elektrisch) muss verlegt werden, das Zuckerrohr gedüngt. Neue Lehrerinnen müssen eingestellt werden, schulische Rahmenbedingungen erarbeitet und durchgesetzt werden. Der Aufbau einer Sekundarstufe ist dringlich . . .« Der Sorgenkoffer für die Rückreise nach Paderborn wog schwer.
Im März beginnt das neue Schuljahr. Cäcilia Reichmann weiß von regem Interesse und etlichen Anmeldungen zu berichten. Die »arca de noé« quellt über. Die untere Etage des mit Stroh gebauten Hauses sei inzwischen ganz im Betrieb für die Primaria (Klasse eins bis sechs in drei zusammengefasst) und den Kindergarten, so die Gründerin der Arche Noah. Die obere Etage müsse ausgebaut werden. Sie soll die Sekundarstufe (fünf Klassen) aufnehmen. Für den Unterricht müssten zu den bisherigen fünf Lehrerinnen sechs neue Lehrkräfte eingestellt werden. Cäcilia Reichmnann: »Das sind monatliche Kosten von 2200 Euro zusätzlich.« Dringend erforderlich sei zudem ein Schulbus (3600 Euro).
Viel Engagement bringen die Verantwortlichen neben der Schulausbildung für die Tagelöhnerkinder in die Betreuung und Unterbringung von Müttern mit ihren Kindern ein. Rund 100 Hilfsbedürftige haben in der Arche eine Bleibe gefunden, sind häuslicher Gewalt, Vergewaltigung und Prostitution entkommen. Sie alle müssen aber nicht nur aufgenommen, sondern auch ernährt werden, sorgen sich alle um das weitere Gelingen. »Dazu beitragen können natürlich auch weiterhin die Paderborner«, so Cäcilia Reichmann. Wer helfen will, kann das mit einer Spende tun: Förderkreis Kinderdorf Arche Noah bei der Bank für Kirche und Caritas Paderborn, Konto-Nummer 11470200, BLZ 47260307.

Artikel vom 09.01.2007