09.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Moderne im Dialog mit dem Frühbarock

Hörenswertes Konzert des Ernst-Pepping-Kreises - Ziel: Komponisten vor Vergessen bewahren

Von Günter Kunert
Paderborn (WV). Es war schon eine Weihnachtsnachlese der besonderen Art, zu der der Ernst-Pepping-Kreis um Kantor Ulrich Schneider eingeladen hatte. Noch einmal schien die Weihnachtsgeschichte musikalisch auf und fand ihren Ausdruck im Hauptwerk: »Historia von der Geburt Jesu« von Heinrich Schütz.

Einleitend musizierte ein Bläserquartett den Bachchoral »Wie schön leuchtet der Morgenstern«, um dann überzuleiten zu zwei Variationen der zeitgenössischen Komponistin Magdalena Schnaus-Flake; äußerst konzentriert musizierten die Bläser Uwe Gasse, Martin Bott, Andreas Wagener und Hajo Nast: plastisch-transparent und engagiert in der fanfarenartigen Variante, dialogisch-durchgestaltend in der spannungsvoll musizierten »Canzon seconda« von Giovanni Gabrieli.
Chormusik von Pepping und Distler sind heute selten zu hören - umso verdienstvoller ist es, dass sich der Ernst-Pepping-Kreis dieser Komponisten der Kirchenmusikbewegung der Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts annimmt. Überzeugend gestaltete dieses Vokalensemble die polyphonen Klangbänder in Peppings Motette »Und es wird ein Reis aufgehen« - diese zwingende Sachlichkeit, ganz der Textdeklamation verpflichtet, hat auch weihnachtliche Überzeugungskraft; nuancenreich musizierten die Vokalisten auch Distlers »Es ist ein RosĀ« entsprungen«, überzeugten in sauberer Intonation und rhythmischer Differenzierung.
Mit Motetten von Sweelinck und Scheidt ging der Ernst-Pepping-Kreis auf vorbachsches Terrain, das den Namensgeber des Vokalensembles und die Kirchenmusikbewegung nachhaltig beeinflusste. Weihnachtliche Freude strahlte in der fünfstimmigen Motette Sweelincks »Hodie Christus natus est« auf, die die Echowirkung in den Stimmteilungen hat - erst recht wurde die Kirche davon erfüllt, als Scheidts doppelchörige Motette »In dulci jubilo« den Raum durchflutete. Excellent musizierten die beiden Blockflötisten diese feierlich-wiegende Motette mit dem Ernst-Pepping-Kreis.
Hauptwerk dieser »Weihnachtsnachlese« war die »Historia von der Geburt Jesu« von Heinrich Schütz. In acht Szenen, so genannten Intermedien, wird die Weihnachtsgeschichte präsentiert; hohen Anteil an der geistlichen Konzentration dieser Aufführung unter Ulrich Schneider hatte der hervorragend gestaltende Tenor Martin B. Müller, der mit Tiefgründigkeit und deklamatorischer Sicherheit seinen Part sang, konzentriert begleitet von Cornelia Briese am Continuo-Cello und von Michael Kleine an der Orgel.
Anrührend schön gelang die »Hirtenszene«, begleitet von Holzbläsern, oder die Herodes-Szene, begleitet von »königlichen« Trompeten, die Piet van Eijsden souverän interpretierte. Auch Nely van Eijsden gelangen die Engelsszenen gut, die Schütz - symbolisch von Streichern begleitet - als geistliche Konzerte komponierte.
Als sich abschließend alle Musizierenden zum fröhlich-beschwingten Doppelchor »Dank sagen wir alle Gott« vereinigten, kam Freude auf über eine Weihnachtsnachlese, die in ihrer geistlichen Substanz vom Engagement Ulrich Schneiders und seinen Musizierenden lebte. Beide Aufführungen, am Wochenende in den evangelischen Kirchen von Altenbeken und Bad Lippspringe, fanden unter den Zuhörern reichen Beifall.

Artikel vom 09.01.2007