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Stil von Kopf bis Fuß - auch
eine Frage der Kleidung

Erlaubt ist, was gefällt - aber festlich muss es sein

Weste und Krawatte mit Einstecktuch im cremefarbenen floralen Dessin passen perfekt zum schwarzen Anzug mit Reliefstreifen.Foto: Lilly
Die Hochzeitsgarderabe richtet sich immer nach dem Rahmen der Feierlichkeiten. Folglich gibt es auch für den Bräutigam einen Kleiderkodex. Die höchsten gesellschaftlichen Ereignisse erlebt der Mann von Welt im Frack. Also auch die eigene Hochzeit, sofern sie im großen Rahmen stattfindet. Und weil es »der gute Ton« vorgibt, wird der Frack zunächst vormittags zur kirchlichen Trauung getragen. Dann zieht sich der Bräutigam um und erscheint im Smoking oder Cut. Am Abend (nach 19 Uhr) ist wieder »Frack-Zeit«.
Gerade beim Frack verdienen die Accessoires besondere Aufmerksamkeit. Socken wären ein Stilbruch, passend sind allein knielange schwarze Seidenstrümpfe. An die Füße gehören schwarze Lackschuhe. Ein Bräutigam, der's ganz genau nimmt, hat einen schwarzen Zylinder dabei und ersetzt die Armbanduhr durch eine goldene Taschenuhr.
Auch der Cut gilt als typischer »Vormittagsanzug«, für einen gehobenen Anlass. Eine große Hochzeit rechtfertigt den Cut allemal. Ob der Bräutigam die Kleidung allerdings tatsächlich nach der kirchlichen Trauung wechselt, bleibt dahingestellt. Die strenge Etikette freilich verlangt es so. Vervollständigt wird der Anzug durch eine silbergraue Weste, ein weißes Hemd und einen breiten silbergrauen Schlips (Plastron). Wirklich edel sieht es aus, wenn die Krawatte durch einen Seidenschal ersetzt wird, den man kunstvoll mit einer Perlennadel fixiert. Zum Cut passen feine, dunkelgraue Socken und schwarze Schuhe ohne Verzierung. Die Krönung ist der graue Zylinder.
Ein Staatsmann, der ehemalige Reichsaußenminister Gustav Stresemann, gab dem Anzug dereinst seinen Namen. Im Stresemann ließen sich Politiker bei offiziellen Anlässen sehen, inzwischen hat der Anzug auch Karriere als Hochzeits-Dress gemacht. Auch er dürfte eigentlich nur Vormittag getragen werden. Immerhin sprechen die Engländer vom »Morning coat«. Trotzdem wird es dem Bräutigam niemand verübeln, wenn er den ganzen Hochzeitstag und -abend im Stresemann verbringt.
Immerhin wirkt der Anzug ausgesprochen interessant, schon gar als Pendant zu einem Brautkleid. Die Hose ohne Aufschlag ist grau-schwarz gestreift, das einreihige Jackett - dunkelgrau oder schwarz - hat abgerundete Ecken. Dazu gehört eine hellgraue Weste und ein weißes Hemd mit Doppelmanschetten. Eine silbergraue oder schwarzweiß gemusterte Krawatte ist das Tüpfelchen auf dem i.
Auch der Smoking ist längst auch zum klassischen Hochzeitsanzug avanciert. Man(n) trägt ihn in Schwarz oder Dunkelblau, und das Dem jungen Bräutigam erscheint die zweireihige Variante vielleicht etwas zu langweilig, wird sie doch grundsätzlich geschlossen getragen. Der Einreiher dagegen erlaubt modische Attribute: entweder Weste oder Kummerbund - das ist der gefältelte Stoffgürtel über Hosenbund und Taille. Beide »Zutaten« können aber müssen durchaus nicht Schwarz sein. Kräftige Farben, auffallende Muster, glänzende Stoffe, Applikationen und Stickereien geben hier den modischen Ton an.
Am Smokinghemd scheiden sich die Geister. Weiß kann es sein und entweder einen Klapp- oder einen Umlegekragen haben. En vogue sind verspielte Versionen mit Biesen, Rüschen, Spitzen, Perlenknöpfen. Zum Blickfang ein farbiges Hemd.
Den Hals des Smoking-Trägers ziert eine Schleife - schwarz oder im Dessin wie Weste bzw. Kummerbund, niemals jedoch weiß. Um das Bild harmonisch abzurunden, sind schwarze Socken und schwarze Schuhe aus feinem Glattleder ohne Schnürung Pflicht.

Artikel vom 23.02.2007