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Musikalisch auf das neue Jahr eingestimmt

Neujahrskonzert wieder ein »Knaller«

Von Cornelia Müller (Text und Fotos)
Lübbecke (WB). Der Silvesterkater ist Geschichte, die Partyhits zum Jahreswechsel liegen auch nicht mehr schwer in den Ohren: Zeit, das neue Jahr musikalisch angemessen einzuläuten. Doch warum ins ferne Wien schweifen? Hör, das Gute liegt so nah ... Gleich zweimal spielte das Lübbecker Sinfonieorchester in der Stadthalle zum traditionellen Neujahrskonzert auf (am Samstag und am Sonntag), so groß war die Nachfrage nach den Karten.

Und das Programm konnte sich wie immer sehen bzw. hören lassen: eine bunte Mischung aus Kompositionen von Johann Strauß, Filmmusik, Musical und einer Hommage an »Satchmo« Louis Armstrong. Nicht nur etwas für ausgewiesene Klassik-Fans also, sondern ein »Unterhaltungskonzert«, wie Heinz-Hermann Grube, der Leiter des Sinfonieorchesters, es nannte, an dem spürbar auch die Musiker und Musikerinnen des Sinfonieorchesters ihre Freude hatten. Überall sah man lächelnde, gutgelaunte Gesichter, Mitwippen, zustimmendes Kopfnicken: beim Orchester und erst recht beim Publikum. Der flotte Auftakt mit »Wien bleibt Wien«, der »Fledermaus«-Ouverture und der »Figaro-Polka“ ließ den Funken der Begeisterung schnell überspringen. Die Stimmung hätte nicht besser sein können und machte dem Motto des Neujahrskonzertes (»What a wonderful world«) alle Ehre.
Dann aber schlug Heinz-Hermann Grube, der den Abend moderierte, ernste Töne an und nahm die Zuhörer mit auf die schicksalhafte Fahrt der Titanic. What a wonderful world? Zunächst ganz bestimmt, denn die Passagiere der Titanic, deren Reise so tragisch endete, ließen sich die Zeit an Bord angenehm durch die Unterhaltungsmusik verkürzen, die an Bord gespielt wurde - Walzer, Tangos und Polkas. Bis zur buchstäblich letzten Minute spielte das Titanic-Orchester: Zum Schluss den Choral »Nearer, my God, to Thee«, den Heinz-Hermann Grube vor atemlos lauschender Kulisse a capella vortrug. Nachdenkliche Töne, die auf einen Programmhöhepunkt hinleiten sollten: die effektvolle Musik von James Horner und John Moss zum Film »Titanic«.
Doch nach der Pause war alle Nachdenklichkeit und Ernsthaftigkeit wieder wie weggeblasen: ein Medley mit Titeln des unvergesslichen Louis Armstrong (»Hello Dolly«, »What a wonderful world«) ließ die goldene Ära des Swing lebendig werden, Musik aus dem Erfolgsmusical »Grease« weckte Erinnerungen an Pomade und Petticoats.
Dann folgte ein weiterer Höhepunkt des Neujahrskonzertes: Zu Musik aus »Lord of the Dance« ließen Laurie Niederhelmann und Nico Brinkmeier von der Tanzschule »Alte Post« in Lübbecke die Füße wirbeln und rissen das Publikum mit ihrem eleganten Steptanz zu wahren Begeisterungsstürmen hin.
Das Konzert am Samstag hatte noch einen weiteren, emotionalen, Höhepunkt zu bieten: die Ehrung von Rosa Meyring, Konzertmeisterin des Sinfonieorchesters, für 50 Jahre Orchestertätigkeit. Heinz-Hermann Grube hielt die Laudatio für Rosa Meyring und hob ihre musikalische Kompetenz und Verläßlichkeit hervor: Sie sei der »Motor« des Sinfonieorchesters, und habe sich besonders durch ihre Nachwuchsförderung große Verdienste erworben. Jörg Seyffarth, Vorsitzender des Sinfonieorchesters Lübbecke, zeichnete Rosa Meyring dafür mit einer goldenen Nadel aus: »Dir zur Zierde, uns zur Freude«, so Grube.
Obwohl das Neujahrskonzert auch deshalb etwas ganz Besonderes war, weil es das erste war, das nicht der Kulturring, sondern das Sinfonieorchester in Eigenregie veranstaltet hatte, blieben die bewährten Zutaten erhalten. Deshalb durften natürlich die Gesangseinlage des Sinfonieorchesters (»Falala musica« - der Musikantenkanon) und der unverwüstliche »Sie-wissen-schon«-Radetzkymarsch nicht fehlen. Und deshalb war dieses Neujahrskonzert - passend zum Jahreswechsel - wieder einmal ein echter Knaller.

Artikel vom 08.01.2007