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Bischof: »Moslems suchen den Kontakt«

Koptisch-Orthodoxe Kirche feiert Christi Geburt erst am 6. Januar - Liturgie in Brenkhausen

Von Michael Robrecht
Brenkhausen (WB). Mit einem eindrucksvollen Mitternachtsgottesdienst im Kloster Brenkhausen haben die koptisch-orthodoxen Christen im Kreis Höxter am Dreikönigstag ihr Weihnachtsfest gefeiert. »Bei uns in Ägypten ist an Christi Geburt schon immer am 6. Januar erinnert worden«, erläutert Bischof Anba Damian.

Alle Festtage der Kopten orientieren sich am orthodoxen Kalender. 100 Gläubige beteten und sangen im Kloster, das durch Weihrauch, orientalische Düfte, Gesänge, die tiefe Spiritualität und den besonderen Ritus den Gläubigen eine ganz besondere Atmosphäre vermittelte. Priester und Diakone in ihren farbenfrohen Gewändern sprachen über vier Stunden Gebete. »Ausführliche Texte wie aus der Basilius-Liturgie werden vorgelesen«, berichtete Bischof Damian. Die Weihnachtsbotschaft war in koptisch, arabisch, deutsch und äthiopisch zu hören. Die Liturgie zelebrierte Mönchspriester Thiseros Al Samouili. Danach trafen sich alle zum Agapemahl im Klostersaal.
Wie im koptischen Gemeindezentrum in Berlin, einer zweiten Einrichtung neben Brenkhausen, sind auch Weihnachtsgrüße des ägyptischen Präsidenten Mubarak und des koptischen Papstes an alle Kopten im Ausland verlesen worden, so Anba Damian, der als Bischof für Deutschland 6000 verstreut lebende Gläubige betreut.
Weihnachten sei für die Kopten kein Fest, wo man sich mit Luxusartikeln überhäufe, sondern Christi Geburt als solches stehe im Mittelpunkt. In koptischen Familien beschenke man sich Tage vor dem 6. Januar mit neuer Kleidung, die dann im Weihnachtsgottesdienst erstmals angezogen werde.
Bischof Damian und die vier Diakone und ihre Familien, 17 Personen, die in Brenkhausen wohnen, sind stolz, dass sich das Kloster als offenes Haus etabliert hat. Immer wieder nehme er auch Bedürftige auf, so wie den schwäbischen Gärtner Uwe, der nur zwei Wochen bleiben wollte und nun schon fünf Monate im Kloster lebe. »Kürzlich war eine Hautärztin aus Göttingen einige Tage hier und hat mit Begleiterinnen einen ganzen Raum im Kloster verputzt. Sie war so begeistert, dass sie wiederkommt«, erzählt Damian eine ungewöhnliche Begegnung. »Man spürt in Brenkhausen, dass dies hier immer ein Ort Gottes war«, schwärmt der Bischof. Bemerkenswert sei auch, dass viele muslimische Asylbewerber zum Kloster kämen und Kontakt suchten.
Als eines der beeindruckendsten Erlebnisse des vergangenen Jahres nennt Damian den Papstbesuch in Regensburg, wo er an einer ökumenischen Begegnung teilgenommen und Papst Benedikt XVI. - wie schon beim Weltjugendtag in Köln - persönlich getroffen und Reden gehört habe.

Artikel vom 08.01.2007