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Dealer »Adi« im Trikot
von Ajax Amsterdam

24-Jähriger legt nach »Rechtsgespräch« Geständnis ab

Von Wolfgang Clemm
Herford/Bünde (HK). Auf Anraten seines Verteidigers Mario Prigge machte der 24-jährige Angeklagte Sven C. (Namen geändert) aus Bünde keinerlei Angaben zu den Vorwürfen, die Staatsanwalt Armin Scholz am 7. November beim Herforder Schöffengericht verlesen hatte.

Im Oktober und November 2005 hatte er an einem Imbiss in Bünde 200 Ecstasy-Pillen an den gleichaltrigen Jens S. verkauft, einen Monat später waren es am Marktkauf schon 600 Pillen.
Der Zeuge wollte nicht so recht mit der Sprache herausrücken, gab dann aber doch zum Besten, von einem »Adi« im Trikot von Ajax Amsterdam die Pillen erworben zu haben. Trotzdem bestand der Verteidiger auf einem weiteren Termin, zu dem die Vernehmungsbeamten von der Kripo aussagen sollten, ob sie die damaligen Angaben des Belastungszeugen wohl richtig aufgeschrieben hätten. Als sie zum Folgetermin erschienen, ließ sich der Anwalt erst als Pflichtverteidiger bestellen, dann bat er um ein »Rechtsgespräch«.
Nachdem eine grundsätzliche Einigung mit dem Staatsanwalt, dem Vorsitzenden Richter Bernd Kahre und den Schöffen über eine Bewährungsstrafe erzielt worden war, legte der Rechtsanwalt in Absprache mit seinem Mandanten ein umfassendes Geständnis ab. Für die Landeskasse waren so etliche unnötige Kosten entstanden.
Sven S., der auf dem Weserkolleg das Abitur nachholen möchte und keine Angaben zum eigenen Drogenkonsum machen wollte, war 2003 schon einmal beim Verkauf von Amphetaminen in der damaligen Diskothek »Kick« erwischt worden. »Wenn Sie noch einmal mit so etwas auffliegen, brauchen Sie sich um Ihr Abitur keine Gedanken mehr zu machen«, verriet ihm Amtsgerichtsdirektor Kahre. Das Urteil: 21 Monate Freiheitsstrafe mit Bewährung, drei Jahre Kontrolle durch einen Bewährungshelfer und 180 Arbeitsstunden.

Artikel vom 05.01.2007