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Bewegung ist Herzenssache

Marlene Eggert und Anni Wollmann lassen keinen Herzsport-Tag aus

Von Stefanie Hennigs
und Frauke Kanbach
Versmold (WB). »Wir lassen keinen Übungstag ausfallen«, sagen Marlene Eggert und Anni Wollmann übereinstimmend. »Es ist für den Körper gut und wir haben viel Spaß hier.« Beide haben sich schon vor Jahren entschieden, sich von ihrer Herzerkrankung nicht unterkriegen zu lassen, sondern etwas für ihr Herz zu tun: Immer wieder montags in der DRK-Seniorentagesstätte.

Seit elf Jahren sind Herzsportgruppen beim Versmolder DRK fester Programmbestandteil, im Januar 1996 trafen sich Herzsportler in zwei Gruppen. »Ich war eine der ersten, die mitgemacht haben«, erinnert sich Anni Wollmann (81). Herzinfarkt, Not-OP, Bypass - auch wenn ihr Herz aus dem Takt geraten ist: Davon, sich sportlich zu betätigen, hält das die Versmolderin nicht ab. Ganz im Gegenteil: »Ich freue mich immer schon auf Montag. Denn alleine zuhause macht man die Übungen meist sowieso nicht.« In der Gruppe, in der Barbara Horst jeden Montag 17 Männer und Frauen begrüßen kann, macht es dagegen Spaß.
Auch wenn es von außen eigentlich gar nicht so anstrengend aussieht: Die Übungen haben es ganz schön in sich. Bälle zuwerfen, im Sitzen den Softball schnell unter den Beinen hindurchreichen oder ihn mit den Armen kreisen lassen: Unbeteiligte kommen bei den Übungen mit Bällen und anderen Hilfsmitteln auch schonmal aus der Puste. Die Herzsportler kontrollieren regelmäßig ihren Puls, trainieren auf dem Ergometer -ĂŠalles natürlich begleitet von Ärzten und speziell geschulten Therapeuten. »Der ein oder andere ist erstaunt über das Tempo, das wir vorlegen«, schmunzelt Marlene Eggert. Sie ist vor neun Jahren zum Herzsport gekommen - nach einer Bypass-Operation auf Anraten ihres Therapeuten. »Angst habe ich dabei nicht. Außerdem finde ich es schön, dass die Stunde immer in lockerer Atmosphäre abläuft.« Und schließlich stimmt in den Herzsportgruppen die Dosis. »Hier muss niemand Höchstleistungen vollbringen. Jeder soll nur soviel machen, wie er kann.« Und wo können Menschen nach einem Infarkt, einer Herzklappen- oder Bypass-Operation mehr verständnisvolle Gesprächspartner finden als unter anderen, die das gleiche erlebt haben?
Die Psyche ist dabei fast so wichtig wie die Bewegung selbst. Die Teilnehmer müssen physiologische Grenzen annehmen und psychologische Grenzen überwinden. »Nach einer Herzerkrankung sind viele zunächst unsicher, wissen nicht, wie viel sie sich zumuten können«, beschreibt Ursula Engelking, Leiterin der Herzsportgruppen, die Problematik. Falsche Schonung sei genauso schädlich wie übermäßiger Tatendrang.
Dass sich die Teilnehmer beim Herzsport nicht zu viel zumuten, dafür sorgt ein Arzt, der ebenso wie ein Therapeut mit Zusatzausbildung jedes Gruppentraining begleitet. Das DRK als Anbieter dieser Maßnahme erfüllt damit die Anforderungen der Krankenkassen. »Die Zusammenarbeit mit den fünf Ärzten des Krankenhauses Versmold klappt gut«, bedankt sich Engelking bei den Medizinern. Regelmäßiger Sport kann einem Herzinfarkt vorbeugen: Das stimmt auch bei Menschen, die bereits einen Aderverschluss hatten. Bewegung ist also Herzenssache.
80 Teilnehmer im Alter zwischen 38 und mehr als 80 Jahren machen in fünf Gruppen mit, eine Montags- und vier Donnerstagsgruppen. »In der einen Gruppe geht es richtig zur Sache«, ist Ursula Engelking beeindruckt von den dort erbrachten Leistungen. Die Leistungsanforderungen würden sich nach Alter und Belastungsfähigkeit richten. Das Ziel ist aber bei allen dasselbe: Wiederbelastung des Herzens.

Artikel vom 16.01.2007