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Wort zum Sonntag

Heute von Sybille Ebmeyer

Sybille Ebmeyer ist Mitglied des Arbeitskreises Gottesdienst der evangelischen Kirchengemeinden Enger.
»Du bist ein Gott der mich sieht« - Gedanken zum Monatspruch Januar. 1.Mose 16,13
»Weg, einfach weg!« Hagar flieht vor Sarah und den Umständen, in die sie hineingeraten war, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie ist von Abraham schwanger. Er soll doch einen Sohn haben. Sarah, seine Frau ist schon alt, so wurde sie zu seiner Nebenfrau. Aber sie hat Fehler gemacht und sich mit Sarah angelegt.
Die ganze Situation ist furchtbar. Sie will weg, nur weg! Und sie flieht in die Wüste. In die Einsamkeit. Dort findet sie ein Bote Gottes. »Woher kommst Du? Wohin willst Du?« Hagar beantwortet nur die Frage nach dem Woher, zu dem Wohin schweigt sie. Begreift sie, dass Davonlaufen keine Lösung ist? Aber sie hört, hört auf die Stimme, bis ihr ein Licht aufgeht und sie erkennt, wer da in Wahrheit mit ihr redet. Sie hört Worte, die ihrer Wüsteneinsamkeit ein Ende machen.
»Du wirst einen Sohn gebären. Und du sollst ihn Ismael nennen«. Als sie das gesagt bekommt, weiß sie, dass sie Zukunft hat, Sarah hin, Sarah her. Wenn sie, Hagar, dem Neugeborenen einen Namen geben kann, dann ist sie mehr als eine Leihmutter. Sie wird zurückkehren in ihre Dienststellung.
Es ist nicht leicht, Beziehungen wieder in Ordnung zu bringen und einzugestehen, dass man selbst auch einen Teil der Schuld trägt. Doch das ist Voraussetzung für jede weitere Entwicklung. Was verändert Hagars Verhalten? Sie ist tief berührt von der Tatsache, dass Gott sie und ihre Not wahrgenommen und ernst genommen hat.
Darum gibt sie Gott einen neuen Namen: »Du bist ein Gott, der mich sieht!« Gott sieht, wenn es uns dreckig geht - auch dann wenn wir unsere Not mitverschuldet haben. Er will heilen und helfen und zurechtbringen. Dazu muss ich innehalten, zur Besinnung kommen. Gott hat mich im Blick. Er weiß um meine Probleme und kennt meine Situation. Deshalb kann ich mit ihm reden. Auch dann, wenn ich nichts von ihm spüre, auch dann, wenn er mir abhanden zu kommen droht.
Gott hat sich um Hagar in ihrer Situation gekümmert und sie stark gemacht, die Umstände zu ertragen und zunächst zu Abraham und Sarah zurückzukehren.
Gottes Fürsorge führt uns nicht an Schwierigkeiten vorbei, sondern durch sie hindurch. Gott gab Hagar in der Abgeschiedenheit der Wüste eine Zukunft und die Kraft, weiterzumachen.
Ich wünsche uns auch so eine Wüste, eine abgeschiedene Stelle, wo wir mit Gott ins Gespräch und zur wirklichen Besinnung kommen können - auch im neuen Jahr. Gott segne Sie!

Artikel vom 06.01.2007