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Der Schnakenpohl - fast einzigartig

Warten auf die Rückkehr seltener Pflanzen- und Tierarten

Varl (WB). Der »Schnakenpohl« nimmt im Kreis Minden-Lübbecke unter den 63 Naturschutzgebieten eine ganz besondere Stellung ein. Erstmals 1936 als Schutzgebiet ausgewiesen, ist er das älteste im Kreis und auch eines der »Veteranen« in NRW.

Schon früh erfolgte ein Ankauf von Grundstücken durch den damaligen Kreis Lübbecke. Die Wasserfläche gehörte der Gemeinde Varl. Dadurch war der Heideweiher mit Umgebung Ende der 30er Jahre im öffentlichen Eigentum. Das Gelände gehört zwar zu den kleinen Naturschutzgebieten im Kreis, seine herausragende Bedeutung kommt jedoch durch die Aufnahme in das Europäische Schutzgebietssystem »NATURA 2000« deutlich zum Ausdruck. Dieses Schutzgebietssystem hat mit seiner FFH-Richtlinie zum Ziel, das europäische Naturerbe zu erhalten.
Natürliche Heideweiher gehören landesweit zu den seltensten Lebensraumtypen überhaupt. Entstanden ist der »Schnakenpohl« in einer Auswehungsmulde vor etwa 3000 Jahren. In der Bronze- und frühen Eisenzeit zerstörte die starke Holznutzung und der Verbiss durch Weidevieh den Wald. Die offenen Heideflächen boten dem Wind Angriffsfläche, so dass starke Nordwinde die Landschaft formen konnten. Die Ausmuldung bildete die Voraussetzung für die Entstehung eines Sees. Dieser besteht heute aus einer Wasserfläche, wechselfeuchten Uferflächen und trockenen Sanddünen.
Mitte des 20. Jahrhunderts drohte der Schnakenpohl durch langjährige Verlandung auszutrocknen. Er wurde deshalb 1974 ausgebaggert. 2005 hatte der Heimatverein Varl-Varlheide die Idee, den »Schnakenpohl« in einer Broschüre darzustellen. Grundlage hierfür war das Buch von Dr. Heinz Bremer »Aus Gletschereis gewachsen«. 2005 und 2006 konnten längst überfällige Pflegemaßnahmen durchgeführt werden. Ein Naturschutz-Informationsschild befindet sich in Vorbereitung. Wünschenswert bleibt eine Zurücknahme des Waldes am Westufer und eine Auslichtung des Kiefernwaldes im Süden. Besonders gespannt darf man auf die mögliche Rückkehr seltener Pflanzen- und Tierarten sein. Sie wird sowohl vom Kreis als auch vom Heimatverein und dem Landschaftswächter beobachtet und dokumentiert werden. Dagmar Diesing

Artikel vom 03.01.2007