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»Speck ess mehr
wert oss Geld«

Elfriede Sudbrink erzählt auf Platt

Rahden (WB). Zur 60. Wiederkehr des Kriegsendes hat Elfriede Sudbrink »Erinnerungen ut miene Kinnertiet in twäiten Weltkrieg« veröffentlicht. Heute geht es um »Bottern und Speck mehr wert oss Geld«.
Elfriede Sudbrink aus Kleinendorf schreibt auf Platt.

Däi grout'n Hungersnot in'ne Städte namm käin Enne. Dag fo Dag käim no jümmer wia »Hamsters« toun bettel'n an'ne Dürn. Man söig ett ührn Gesichtern oll an, wi grout däi Not wass. Säi gäim dat Läste, watt säi oawer hann, fo 'ne Handvull Kartuffel orer 'ne Speckschwoarn wegg. So gout ett güng häbb' wi Jeden watt geem. Opa harre extra un Korf mett Kartuffel vor'e Flurdürn stellt, un paar Tut'ns mett Wäitenmehl läigen uck doabie un faken kräig Jeder no un Ei. Däi Lüüe, ett würn meist Frouen, würn so dankbar: »Wer wenig hat, gibt viel, wer viel hat, wenig, manche großen Bauern machen keine Tür für uns auf«, klagen däi »Hamsters«. Däi Lebensmittel han'n un grout'n Wert, fo Geld gaff ett so gout wi gornix mehr. Upp'n schwaten Mart könn man fo Speck un Bottern, uck fo Rauchwaren, olles kriegen. Manche Buern stün'n sick gout, doa häbbt wecke fo'n paar Schwine un Kartuffel boule näie Hüser bouet.
Fo däi veel'n Flüchtlingsfamilien un Evakuierten gaff't in Roahn sogoar 'ne »Tauschzentrale«. Man könn' doa fo dat, watt man nich unbedingt nöidig harre, watt ümme tusken, watt un annere wia bruken könn. Man staunde, watt däi Lüüe doa olle sou henn bröichten. So manchet Däil, wass veel wert un ett wure sick ungern doavan trennt. Oaber Veeles fünd doa doch un näien »Liebhaber«. Upp düsse Wiese bin ick moal an äin Wintermantel kom, däi un annert Lüüt tou lüttk wurn wass. Mama hätt doafoh 'ne feine Diskdeeken wegg geem, däi säi süllbes naihet un utsticket harre. Däi Lüüe würn olle ganz »erfinderisch«, man hülb sick so gout ett güng, gegensietig.
Oss däi Winter 1946 langsam tou Enne güng, häi wass wia fürchterlich koult wesen, käm wia un paar Kerls bi uss an'ne Dürn toun »hamstern«. Papa kam mett däi an't Kürn, säi seen, dat säi ollehand »Beziehungen« upp'n schwat'n Mart han'n. Däi Kerls käiken sick bi uss un beet'n ümme un wunnern sick, dat wi noh käin elektrischet Licht han'n. »Das wär doch was, wir könnten euch das alles besorgen«, schlöigen säi Papa voh. Papa lüstere man un käik däi Kerls unglöubig an: »Dat ess jo un Ding, schull dat würklich wohr sien?« mende häi. Wi annern hann dat uck oll mett kreegen und würn gespannt, ob dat woll glückere.
»Erinnerungen ut miene Kinnertied . . .« gibt es bei »Das Buch« in Rahden oder Elfriede Sudbrink, Tel. 0 57 71/30 76.

Artikel vom 04.01.2007