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»Hilfe, meine
Eltern sind alt«

Wie eine neue Lebensform entsteht

Das Leben von Ilse Biberti ändert sich plötzlich: Ihre Mutter erleidet einen Schlaganfall und kann nur noch unverständlich sprechen; ihr schwerhöriger Vater erkrankt wenig später an Alzheimer.

Ilse Biberti macht die elterliche Wohnung altersgerecht, beantragt die Pflegestufe, sucht Pflegekräfte aus. Sie hat einen Unfall, bricht sich das Fußgelenk. Nun selbst bewegungseingeschränkt zieht sie zu ihren Eltern und entdeckt das wahre Ausmaß deren Hilfsbedürftigkeit: Nichts geht mehr alleine. Eine 24-Stunden-rund-um-Pflege ist nötig. Eine neue Lebensform entsteht. Statt Versorgen ein Zusammenleben. Jeder übernimmt die Aufgaben, die seinen Möglichkeiten entsprechen und seien sie auch noch so klein. »Die Kür ist es seine Eltern zu begleiten, ohne sie dafür zu hassen.« Dieser Satz fordert den Helfer auf auch sein eigenes Leben zu leben. Eine echte Herausforderung. In dem Buch »Hilfe, meine Eltern sind alt« erfährt man, wie die drei es schaffen: »Leben ist, wenn man trotzdem lacht.«
Ilse Bibertis Buch ist die einfühlsame aber auch - und das ist das ungewöhnliche - vor allem humorvolle Schilderung des Alltags mit ihren Eltern. Zudem noch ein Ratgeber und Motivationstraining. Sie gibt Hilfestellung und praktische Tipps, zum Beispiel wo man Unterstützung durch Pflegekräfte bekommt, wie man den Pflegealltag organisiert. Sodass es ein Zusammenleben wird, das allen gerecht wird mit Lebensqualität und -freude.
Der Autorin ist es gelungen, mit treffsicherem Witz ein zugleich anrührendes Buch über ein Tabuthema unserer Gesellschaft zu schreiben - das Altwerden und das Altsein.
Ilse Biberti, »Hilfe, meine Eltern sind alt. Wie ich lernte, Vater und Mutter mit Respekt und Humor zu begleiten«, Ullstein Verlag, 272 Seiten, 18 Euro.

Artikel vom 16.02.2007