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Sperling läuft ins Geschichtsbuch

Dritter Sieg beim 23. Gütersloher Silvesterlauf - Schmalfeld nicht orientierungslos

Von Dirk Heidemann
Gütersloh (WB). Der neue »König vom Kamphof« heißt Christian Sperling. Mit seinem dritten 10-km-Sieg in Folge beim Gütersloher Silvesterlauf schrieb der Lokalmatador bei der 23. Auflage Geschichte. Drei Erfolge hatte an der Dalke zuvor noch kein Athlet geschafft.

Nur das Fernbleiben von rund 270 Aktiven aus der Active-Cup-Serie verhinderte einen neuen Teilnehmerrekord, insgesamt wollten zum Jahresende 2006 immerhin 1238 Läufer die Strecke um den neu gestalteten Finalkilometer an der Dalke unter die Füße nehmen. Dennoch fiel das Fazit von Post SV-Boss Thomas Beckmann uneingeschränkt positiv aus: »Wir haben alles richtig gemacht. Dass Silvester auf einen Sonntag fiel, war sicher der Hauptgrund dafür, dass sich viele noch kurzfristig für einen Start entschieden haben. Denn es mussten ja viel weniger Leute arbeiten als in den Jahren zuvor. Zudem haben wir mit dem Wetter einfach riesiges Glück gehabt.«
Nach der stürmischen Nacht zum 31. Dezember legte sich der Wind pünktlich zum ersten Startschuss und feine Regentröpfchen nieselten erst herab, als das Gros der Läufer bereits die Ziellinie überquert hatte. Der einzige Zwischenfall der Veranstaltung ereignete sich beim »Fünfer«. Nach einem Schwächeanfall musste eine Frau mit Herzproblemen in das Elisabeth-Hospital eingeliefert werden.
910 Athleten waren beim »Zehner« dabei, der erst ab Kilometer acht von Christian Sperling dominiert wurde. »Zwischendurch haben wir fast gestanden. Ich brauchte nicht viel zu tun, bin locker gelaufen, denn von den anderen kam nicht viel«, begnügte sich der für den TV Wattenscheid laufende Gütersloher mit einem energischen Antritt nach Kilometer sieben, der das entscheidende Loch zu seinen Verfolgern riss.
Immerhin lief Sperling mit 32:14 Minuten seine bislang schnellste Zeit beim Gütersloher Silvesterlauf, der Streckenrekord von Burkhard Wrenger aus dem Jahr 1992 (30:42) blieb allerdings unangetastet. »Meine Zeit ist mir völlig egal. Der Sieg hatte oberste Priorität, schließlich hat hier vor mir noch kein anderer drei Mal gewonnen«, stellte Sperling klar, der zwar über das Potenzial für einen Streckenrekord verfügen dürfte, dafür aber auch die entsprechende Konkurrenz benötigt.
»Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass mehr Läufer mitkommen«, zeigte sich auch der drittplatzierte Tobias Jazbec (TriSpeed) ein wenig enttäuscht von der dünn besiedelten Spitze. Die Versuche, den später zweitplatzierten Magnus Mühlenweg als Tempomacher in die vorderste Position zu drängen, scheiterten. »Ich laufe sonst keine 10 Kilometer«, wollte der 3000-Meter-Spezialist von der SV Brackwede auf keinen Fall seiner Unerfahrenheit Tribut zollen müssen.
In Abwesenheit der momentan in der Region überragenden Läuferin Ilona Pfeiffer sicherte sich Karin Schmalfeld (ASG Teutoburger Wald) in 37:45 Minuten den Sieg vor Kirsten Heckmann (SV Brackwede/38:01). »Kirsten ist schnell angegangen - eigentlich zu schnell für mich. Aber ich bin dann doch dran geblieben. Nach fünf Kilometern habe ich sie überholt und eine günstige Rennkonstellation genutzt - Kirsten konnte nicht mehr kontern«, schilderte die Bielefelderin den Rennverlauf, die an der Universität Paderborn im Bereich Bewegungs- und Trainingswissenschaft tätig ist. Ihre größten Erfolge feierte die 30-jährige bislang als Orientierungsläuferin, unter anderem auch für einen schwedischen Verein. Nach ihrem siebten Platz bei den Europameisterschaften in Estland in diesem Jahr möchte sie nun im August 2007 bei den Weltmeisterschaften in Kiew/Ukraine an den Start gehen.
Während Karin Schmalfeld also bei ihrer dritten Teilnahme am Gütersloher Silvesterlauf vom Fehlen Pfeiffers profitierte, war für Melanie Genrich von der DJK Gütersloh die Meldung Schmalfelds ein Problem. »Im Gelände ist sie mir überlegen. Daher fehlte mir etwas der nötige Ehrgeiz«, gab sich die DJK-Lady frühzeitig mit Rang drei (38:54) zufrieden und staunte über ihre männlichen Lauf-Begleiter Ingmar Lundström sowie Rainer Demoliner: »Die quatschen noch ganz locker miteinander, während du schon aus dem letzten Loch pfeifst. Ich bin ganz schön platt.«
Platt machte im Vergleich der beiden Oberliga-Fußballer Jörg Bode und Daniel Burger der Verler Routinier (121./41:17) den Gütersloher Jungspund (382./48:24). »Es ärgert mich natürlich, dass Jörg vor mir im Ziel war. Aber mit meinem Volkslauf-Debüt bin ich total zufrieden«, so FCG-Verteidiger Burger, der seine Leistungsstärke nicht genau einzuordnen wusste und sich daher weit hinten im Feld einsortiert hatte: »Es ist immer angenehmer, andere zu überholen als selbst überholt zu werden.« Zum Silvesterlauf wurde Daniel übrigens von Bruder Marius überredet. Der Ex-Spieler des SV Avenwedde und des TuS Friedrichsdorf hat nach einer schweren Verletzung seine Fußballschuhe mittlerweile völlig an den Nagel gehängt und versucht sich nun als ambitionierter Laufsportler.

Artikel vom 02.01.2007