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Silvestertusch in farbigen Klangkaskaden

Domorganist Krahforst bezauberte

Von Günter Kunert
Paderborn (WV). Es war offenbar nicht zur Unzeit - viele Menschen suchten einen besinnlichen Übergang ins Jahr 2007 im Hohen Dom! Domorganist Gereon Krahforsts Konzept, ein »Silvester-Orgelkonzert« anzubieten, ging voll auf.

Die Menschen strömten am Sonntagabend um 22.30 Uhr in die Bischofskirche - und viele blieben über den Jahreswechsel hinaus, um mit Dompropst Dr. Wilhelm Hentze das neue Jahr meditierend, betend und singend zu begrüßen.
Gereon Krahforst bot ein erlesenes Programm unter dem Titel »Weihnachtliche Orgelmusik deutschsprachiger Domorganisten«, das Weihnachtsmusik des 16.Jahrhunderts aus den Dom von Augsburg und Salzburg ebenso präsentierte, wie auch weihnachtliche Orgelklänge des 20. Jahrhunderts. Dabei spielte er schwerpunktartig Musik des ehemaligen Münchner Domorganisten Franz Lehrndorfer.Überdies erklang Paderborner Weihnachtsmusik von Hubert Göbel und von Krahforst selbst.
Der ehemalige Würzburger Domorganist Paul Damjakob, der 36 Jahre am Kiliansdom amtierte, war selbst zugegen - nachdem er am Silvestervormittag an der Verabschiedung von Domkapellmeister Theodor Holthoff teilgenommen hatte. Damjakobs Trio über »Singen wir mit Fröhlichkeit« interpretierte Krahforst in konzentrierter Manier, die polyphon-musikantischen Linien ausdeutend; zudem gelangten die »4 Quodlibets« als geniale Konstruktionen verschiedener Weihnachtschoräle zur Aufführung. Lehrndorfers Variationen über »Zu Betlehem geboren« waren ein wahrer Genuss, zumal Krahforst hier die Farbigkeit der Turmorgel auslotete und immer wieder neue Klangkombinationen erfand.
Dies war ohnehin der Reiz dieses Konzertes - Krahforst setzte seinen überzeugenden Klangsinn für Tiefmystisches oder verspielt Delikates ein, immer traf er nuancenreich changierend den Duktus der Variationen, erst recht in der langen Partita über »Adeste fideles« des Bozener Domorganisten Herbert Paulmichl, die nahezu alle Variationsmöglichkeiten ausschöpfte.
Dass Domorganist Gereon Krahforst auch mit eigenen Werken aufwartete, erklärt sich für den Genießer seiner ohnehin bekannten Improvisationsbegabung von selbst. Drei Choralvorspiele aus einem Zyklus spielte er - kompositorisch der Manier des Bachschen »Orgelbüchlein« folgend; konzentrierte Kontrapunkte entwickelte er im »Gelobet seist Du. Jesu Christ«; polyphone Eigenständigkeit bewies das Choralvorspiel »Lobt Gott, ihr Christen« oder originell erschien die Bordun-Kanon-Konstruktion bei »Ich steh an deiner Krippen hier«. Das Publikum erlebte bekannte Weihnachtsmelodien, ein unerschöpflicher Schatz deutscher Weihnachtstradition - es war ein Genuss im stimmungsvollen Dom.
Mit dem virtuos-symphonischen »Carillon de Noel«, einer bemerkenswerten Eigenkomposition, beschloss Krahforst das Konzert in der Silvesternacht. Er eröffnete seinen Hörern eine fantasievolle, farbenreiche und geistlich anmutende Erfahrung, die höchsten Respekt verdient.

Artikel vom 03.01.2007