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Im Wechsel der
Jahreszeiten

Kammerphilharmonie Prag gefiel

Von Matthias Lüke
Paderborn (WV). Die Tschechische Kammerphilharmonie Prag stimmte in der Paderhalle unter anderem mit Vivaldis »Vier Jahreszeiten« gelungen auf das neue Jahr ein.

Das Klima mag sich ändern und Auswirkungen auf die Jahreszeiten haben. Nicht aber auf die bleibende Schönheit jener Programmmusik von Antonio Vivaldi. Ob nun Frühling, Sommer, Herbst oder Winter: Die frisch und munter aufspielende Kammerphilharmonie unter der Leitung von Vojtech Spurny - dieser dirigierte, wie im Barock oft Usus, das Orchester vom Cembalo aus - interpretierte alle vier »Minikonzerte« in adäquater Stimmung. Man musizierte ausgewogen aufeinander abgestimmt und ließ korrekterweise die Solovioline, gespielt von Martin Kos, klar in den Vordergrund treten. Der meisterte rasend schnelle Läufe in den Allegropassagen ebenso sauber und technisch versiert wie die eher nach Sensibilität und Feingefühl dürstenden Parts.
Anschließend widmete man sich Haydns viersätziger »Abschiedssymphonie«, die unterm Strich etwas leblos daherkam. Abgesehen davon hatten einige der Zuhörer es offensichtlich versäumt, das Programm vor Konzertbeginn zu lesen. Als im Adagioteil des vierten Satzes ein Musiker nach dem anderen das Licht seines Notenpultes ausknipste und sich von der Bühne machte, legte sich unruhiges Getuschel über die Zuschauerränge der Paderhalle, und der eine oder andere war wohl bereits drauf und dran, sein Geld für ausbleibende Dienstleitung seitens der Musiker zurückzufordern.
Der gewollte Gag klärte sich jedoch spätestens dann auf, als für Händels »Suite Nr.1« aus dessen »Wassermusik« wieder sämtliche Orchestermitglieder artig auf ihren Stühlen Platz nahmen. In den folgenden elf Sätzen machte sich die Spielfreude der Tschechischen Kammerphilharmonie am deutlichsten bemerkbar, und glücklicherweise steigerte sich ebenfalls die Beitragsqualität der nun stark geforderten Hornisten, die in Haydns Symphonie zuvor doch arge Ansatzprobleme offen legten. Vorwiegend in der »Hornpipe« machten sie vorige Mängel vergessen, wie sich auch das Orchester insgesamt von Jahr zu Jahr qualitativ zu steigern scheint.
Dem Publikum sagte das Vernommene redlich zu, weswegen Spurny seine Musiker anschickte, noch einmal die »Bourrée« mit einem uhrwerkgenauen Trio aus zwei Oboen und einem Fagott als Zugabe zu spielen.

Artikel vom 02.01.2007