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Zwei Sturköpfe wollen zurück in die Show

Heiko und Erwin Grosche gemeinsam im Komödienklassiker »Sonny Boys« auf der Bühne

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Eine echte Bühnen-Glanznummer liefern die Brüder Heiko und Erwin Grosche in dem Komödienklassiker »Sonny Boys«.

Vielleicht muss man nicht unbedingt gemeinsam aufgewachsen sein, um das psychologische Scharmützel, das sich die beiden gealterten Sketch-Darsteller in dem Zweiakter des amerikanischen Komödienautors Neil Simon liefern, glaubhaft auf die Bühne zu bringen - schaden kann das aber auf gar keinen Fall. Und so hat das Publikum in der Uni-Studiobühne seinen gepflegten Spaß an dem brüderlichen Kleinkrieg.
In der kurzweiligen Inszenierung von Wolfgang Kühnhold übernimmt Heiko Grosche die Hauptrolle des in die Erfolglosigkeit abgerutschten Komikers Willie Clark, der nach elf Jahren ein Comeback an der Seite seines einstigen Bühnenpartners Al Lewis (Erwin Grosche) versuchen will. Für eine nostalgische Fernseh-Show soll noch einmal der legendäre »Doktor-Sketch« einstudiert werden.
Den Grosche-Brüdern gelingt es einfach brillant, die nach Jahren der Entfremdung und Verbitterung schwierige Begegnung dieser beiden Sturköpfe glaubhaft zu entwickeln. Eitel und larmoyant der eine, stichelnd und rechthaberisch der andere rauft man sich zwangsläufig wieder zusammen. Geschickt vermittelt bei dem Wiedersehen Clarks Nichte und Künstleragentin Ann Silverman, die selbstbewusst, dabei mit gebotener Zurückhaltung von Erwin Grosches Tochter Lisa gespielt wird. Das familiäre Theaterunternehmen komplettiert deren Bruder Daniel Grosche in zwei kleinen Nebenrollen.
Wolfgang Kühnhold achtet in seiner feinfühligen Inszenierung sorgfältig darauf, dass die heitere Geschichte mit tragikomischen Akzenten nicht zum klamottenhaften Schenkelklopfer wird. Immerhin ereignet sich bei den Proben zur Show ein dramatischer Zwischenfall: Willie erleidet in der Situation gesteigerter Anspannung eine Herzattacke. Und so mündet das letztlich gescheiterte Comeback beim Krankenbesuch seines Partners Al Lewis im offenen Schluss in die vielleicht doch noch mögliche vorsichtige private Annäherung.
Erweitert wird das Familien-Quartett um Christina Seck, die nach einem albernen Kurzauftritt als vollbusige, minibekittelte Arzthelferin dann noch als resolute Krankenschwester ihre wirklichen darstellerischen Vorzüge zeigen darf (bis 21. Januar in der Studiobühne).

Artikel vom 02.01.2007