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Rausschmiss
per Telefon

Neuer Trainer bis Donnerstag

Von Peter Klute
Paderborn (WV). Als das Präsidium des SC Paderborn 07 am Samstagnachmittag den Beschluss gefasst hatte, griff der Chef persönlich zum Telefon. Wilfried Finke teilte Roland Seitz seine Beurlaubung mit. Nach Jos Luhukay und Markus Gellhaus hat der Zweitligist in der laufenden Saison bereits seinen dritten Cheftrainer verschlissen.

»Es war ein ruhiges und sachliches Gespräch. Ich hatte das Gefühl, dass Roland Seitz Verständnis für unsere Entscheidung hat. Wenn eine Mannschaft acht Spiele in Folge nicht gewinnt, weiß ein Trainer, wie es in diesem Geschäft läuft. Insofern hatte ich den Eindruck, dass er gespürt hat, was passiert, und die Trennung für ihn nicht unvorbereitet kam«, sagte Finke am Tag danach.
Noch am Samstag begann beim SCP die Suche nach einem Nachfolger, die der Verein zur Chefsache erklärt hat. Ziel ist es, bis zum Abflug am Donnerstag ins Trainingslager nach Spanien einen neuen Trainer zu präsentieren, der am Mittwoch auf einer Pressekonferenz vorgestellt werden soll. Den Trainingsauftakt am heutigen Dienstag (15 Uhr, Paderkampfbahn) werden Co-Trainer Darius Pasieka und Torwart-Coach Zsolt Petry leiten. Ob Pasieka im Amt bleibt, welche Spieler gehen müssen oder verpflichtet werden, soll in Absprache mit dem neuen Trainer geklärt werden.
»Jung, unverbraucht und ein Verfechter des Offensivfußballs«. So lautete das Paderborner Anforderungsprofil nach dem Rücktritt Luhukays zwei Tage vor dem Saisonstart. Dabei soll es laut Finke bleiben, mit einer Einschränkung: »Der neue Trainer sollte die 2. Liga sehr gut kennen, aber wir wollen keinen Schleifer, der Kraftfußball spielen lässt. Wir müssen das Gefühl haben, dass er aus der Mannschaft das Optimale herausholen kann. Das ist Roland Seitz nicht gelungen.«
Keine vier Monate dauerte dessen erste Trainerstation im Profibereich, schafft der SCP den Klassenerhalt, verlängert sich der Vertrag von Seitz automatisch bis 2008. »Das ist ein juristisches Problem und war nicht Grundlage unserer Entscheidung. Ich denke, dass wir uns im Rahmen einer Abfindung einigen werden, denn ich gehe davon aus, dass Herr Seitz zum 1. Juli einen neuen Verein übernehmen möchte. Dazu ist er zu ehrgeizig«, so Finke.
Ohne Gerichtsurteil und mit einer mündlichen Absprache, wie es Finke ausdrückte, ist der Verein inzwischen mit Jos Luhukay auseinander gegangen. »Wir haben keinerlei Differenzen mehr, er ist ein freier Mann«, sagte der Präsident, kann sich aber eine Rückkehr Luhukays auf die Paderborner Trainerbank »primär nicht vorstellen«. Nach Informationen dieser Zeitung soll jedoch ein Aufsichtsratsmitglied versucht haben, Luhukay in Verbindung mit seinem damaligen Assistenten Markus Gellhaus zu einem Comeback zu bewegen. Laut »Kölner Express« wird der Holländer am heutigen Dienstag als neuer Co-Trainer von Jupp Heynckes beim Erstligisten Borussia Mönchengladbach vorgestellt.
Bleiben Namen wie Holger Fach, Uwe Neuhaus, Horst Ehrmantraut, Markus Schupp, Michael Henke und vor allem Michael Krüger. Finke: »Krüger ist sicher ein Kandidat, aber wir haben mehrere. Die zahlreichen Anfragen von Beratern zeigen, dass der SCP ein sehr attraktiver Klub ist. Wir haben schon Gespräche geführt und werden diese bis Mittwoch fortsetzen. Dann haben wir hoffentlich eine vernünftige Lösung gefunden.«
Vor fünf Monaten stand nach WV-Informationen noch ein anderer Ex-Paderborner beim SCP ganz hoch im Kurs: Christian Schreier. Der war gerade mit Union Berlin in die dritte Liga aufgestiegen und stand schon wieder auf Platz eins. Doch Union blieb damals »eisern« und verlangte 100 000 Euro Ablöse.
Krüger, Schreier, Henke oder ein Comeback von Markus Gellhaus? Auch der vierte Paderborner im Bunde hat zumindest Außenseiterchancen. Denn wenn schon das alte Erfolgsduo komplett nicht mehr zu haben ist, denkt die Führungsriege zumindest über die eine Hälfte noch einmal nach.
Keinen Handlungsbedarf sieht Finke auf der Position des Sportlichen Leiters, die seit Günther Rybarczyk vakant ist. Geschäftsführer Michael Born wird sich als verlängerter Arm des Präsidenten weiter um Spielertransfers kümmern. »Das ist für uns keine akute Baustelle«, so Finke.

Artikel vom 02.01.2007