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Salto rückwärts
im heißen Herbst

Oelsmeier bleibt bis 2009 im Amt


Es war die Nachricht des Jahres; sie bescherte einen politisch-heißen Herbst, ließ es brodeln im Rat, stieß die Delbrücker CDU in arge Verlegenheit: Bürgermeister Robert Oelsmeier vollzog in den Tagen nach Katharinenmarkt einen meinungsmäßigen Salto rückwärts. Am 28. September verkündete er in CDU-interner Runde, er wolle entgegen lang gehegter Absichten nun doch im Amt bleiben - wenn die CDU diesen Wunsch mittrage.
Ob die Union dies wirklich wünschte, sei dahingestellt. Aber jedenfalls bekam der Bürgermeister auf eine entsprechende Frage von mehr als 80 Prozent der Union'ler Rückendeckung und Zustimmung.
Mittlerweile ist längst bekannt, dass sich Robert Oelsmeier heute wiederum anders entscheiden würde, denn: nicht nur der Zeitpunkt des Sinneswandels war äußerst unglücklich gewählt. Was schwerer wiegt, ist die schallende Ohrfeige, die jemand verpasst bekam, der sie nicht verdient hatte: Herbert Temborius. Der Diplom-Verwaltungswirt und Kreisoberverwaltungsrat war bereits Anfang Mai von einer CDU-Bürgermeisterfindungskommission einstimmig und mit den besten Vorschusslorbeeren als CDU-Bürgermeisterkandidat vorgeschlagen worden.
Oelsmeier ging im Sommer auf Abschiedstournee, Temborius auf eine Art Antrittsreise. Er hatte im Wissen um die Wählerschichten im Delbrücker Land bereits weit reichende Schritte zur Umstrukturierung auch privater Dinge eingeleitet, samt geplantem Umzug von Scharmede nach Delbrück, um nur das zu nennen, was kein Geheimnis ist. Doch es sollte nichts weiter als ein intermezzoartiges Schaulaufen bleiben.
Dass Herbert Temborius später nicht nachkartete und sich Zurückhaltung in dieser Angelegenheit auferlegte, spricht für ihn.
Es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre er Monate vorher ohnehin nicht als CDU-Kandidat gewählt worden. CDU-Fraktionsvizechef Reinhard Schulte aus Boke warf überraschend und im Alleingang seinen Hut in den Bewerberring und unterlag in der CDU-Mitgliederversammlung am 22. Mai mit nur elf Stimmen knapp. Mitte Juni meldete dann noch der parteilose Werner Peitz aus Anreppen Interesse an, Oelsmeiers Stelle übernehmen zu wollen. In Delbrück munkelte man, Peitz' Chancen hätten bei einer Wahl gar nicht schlecht gestanden.
In turbulenten Ratssitzungen kam Robert Oelsmeier schließlich der Bitte - insbesondere der SPD - nicht nach, vom Rücktritt wieder zurückzutreten und zu gehen; er nannte aber wohl einige Argumente, die ihn zum Weitermachen veranlasst hatten.
Will man der ganzen Sache überhaupt etwas Positives abgewinnen, dann das: Delbrück ist mit Robert Oelsmeier ganz unabhängig von der Rücktrittsgeschichte bisher nicht schlecht gefahren und wird es auch bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden aus dem Amt 2009 nicht tun.

Artikel vom 30.12.2006