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Glücksbringer über den Dächern

Bezirksschornsteinfeger trafen sich zum Jahreswechsel in Borgentreich

Von Ralf Benner (Text und Foto)
Borgentreich (WB). Einem Schornsteinfeger zu begegnen, bedeutet Glück. »Eine solch geballte Ladung davon gibt es nicht alle Tage«, meinte Warburgs Bezirksschornsteinfeger Rudi Ryll schmunzelnd. Denn erstmals trafen sich zum Jahreswechsel alle Bezirksschornsteinfeger des Kreises, um gemeinsam einen Tag zu verbringen.

Volker Calenberg, Kaminkehrer in Borgentreich, hatte seine schwarzen Zunftkollegen »zwischen den Jahren« in die Bördestadt eingeladen. In der »guten Stube« Borgentreichs, dem Orgelmuseum, wurden die »Glücksbringer«, die neben Uniform und Zylinder auch den Kehrbesen mitgebracht hatten, herzlich von Bürgermeister Bernhard Temme begrüßt. »Ich habe heute Morgen schon so viele Schornsteinfegerhände geschüttelt, das muss einfach ein gutes Omen für Borgentreich und seine Bürger im Jahr 2007 sein«, stellte das Stadt-oberhaupt fröhlich fest.
Landrat Hubertus Backhaus würdigte die hervorragende Arbeit der Männer in Schwarz, die für die Reinigung und Überprüfung von Schonsteinen und Feuerungsanlagen zuständig sind. »Dass die Feuerwehr in unserem Kreis nur sehr selten zu Einsätzen ausrücken muss, ist auch euer Verdienst«, betonte Backhaus.
Gerade zu Silvester schmücken die schwarz gekleideten Handwerker mit Glücksschweinchen im Arm und Glückspfennigen in der Hand als klassisches Motiv zum Jahreswechsel die Postkarten. Der Glaube an den Rauchfangkehrer als Glücksbringer rührt aus dem Mittelalter her. Denn in früheren Zeiten waren die Menschen froh, dem guten Mann zu begegnen, damit er den Kamin kehrt. Brach einst ein Feuer aus in den alten Holzhäusern, konnte schnell das halbe Dorf niederbrennen. Daher war es ein gutes Zeichen, wenn man den Schornsteinfeger in sein Haus holte.
Dem Handwerker, der wegen seiner schwarzen Kleidung an den Teufel erinnert, wurde im alten Volksglauben die Fähigkeit zugeschrieben, den Teufel selbst oder mit seiner Hilfe andere Geister zu bannen. Seither gilt er als Glücksbringer und der von ihm mitgebrachte Ruß als besonderer Schutz gegen Gefahren oder vor Krankheiten.
»Seine Rolle als Glücksbringer zu Neujahr geht auch darauf zurück, dass die Schornsteinfeger traditionell zu diesem Termin ihre Jahresrechnung legten und aus diesem Anlass vielfach als erste Gratulanten auftraten«, erläutert Warburgs Bezirksschornsteinfeger Rudi Ryll. Die hohe Wertschätzung für seinen Berufsstand findet sich schon im Ständebuch aus dem Jahr 1720: »Kaminfeger sind gute und fromme Leute. Durch ihren ehrlichen Lebenswandel steigen sie nicht allein in den Rauchfang, sondern auch in den Himmel.«
Die Kreisvereinigung, der insgesamt 16 Bezirksschornsteinfeger angehören, ist der Schornsteinfeger-Innung für den Regierungsbezirk Detmold angeschlossen. Diese feiert im Jahr 2007 ihr 125-jähriges Bestehen. Eine gute Nachricht zum Schluss: Die Gebühren für die Dienste der Handwerker in Schwarz steigen in 2007 nicht an. Allerdings wird auch hier die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent fällig. »Doch davon haben wir Schornsteinfeger schließlich nichts«, stellte Warburgs Kaminkehrer Rudi Ryll fest.

Artikel vom 30.12.2006