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Widukind gibt den Ton an

Am 1200. Todestag des Sachsenherzogs beginnt eine Zeitreise

Von Volker Zeiger (Text und Foto)
Enger (EA). Wenn sich am 6. Januar der Todestag des Sachsenherzogs Widukind zum 1200. Mal jährt, dann beginnt das Widukindjahr in Enger. Die Stadt würdigt ihren Namenspatron mit einer Fülle von Veranstaltungen, die sich über das ganze Jahr hinziehen und jeden Monat auf eine Zeitreise ins Frühmittelalter mitnehmen.

Wenn ausgerechnet Enger den Herzog würdigt, dann hat das dadurch seine Berechtigung, dass sich in der Stiftskirche sein Grab befinden soll. Der Archäologe Dr. Uwe Lobbedey grub mit seinem Team in den Jahren von 1971 bis 1973 drei Grabstellen unter dem Altarraum der Kirche aus, in der sich die Gebeine dreier Personen befinden, von denen eine der Sachse sein soll.
Lobbedey persönlich kommt nach Enger und wird über seine damaligen Ausgrabungen berichten. Der Anlass zu seinem Vortrag ist das alljährlich an Widukinds Todestag, dem 6. Januar, gefeierte Timpkenfest, das mit einem Gottesdienst in der Stiftskirche eröffnet wird. Über die Grabungen existieren nur noch wenige schriftliche Zeugnisse - unter anderem aus der Reihe des Widukind-Gymnasiums anlässlich der Schuleinweihung 1973.
Der Archäologe und Professor Lobbedey, tätig am Landesmuseum in Münster, wird gegen 11.45 Uhr seinen Vortrag im Gemeindehaus am Kirchplatz halten. Dort halten die Provisoren der Wittekindspende - der Timpken sowie der Brote und der Würste - ihr berühmtes, karges Mahl ab. Sie bekommen Erbsensuppe und ein paar Timpken dazu.
Dem Auftakt zum Widukindjahr folgen Schlag auf Schlag mehrere interessante Veranstaltungen. Am selben Abend wird das Schauspiel »Gesucht: Widukind« im Obergeschoss des Museums uraufgeführt. Die Vorstellung ist ausverkauft; es folgen weitere am 7., 10., 12. Januar, am 20. Februar und am 18. März. Kartenvorbestellungen sind im Kulturamt im Rathaus Enger möglich.
Veranstaltungen rund um Widukind, um das Mittelalter und um die Stadt Enger »lassen die Tradition auf vielfältige Weise lebendig werden«, sagen die Veranstalter, »Enger feiert Widukind - feiern Sie mit« fordern Organisatoren und Sponsoren des insgesamt 20 000 Euro teueren Widukindjahres auf. Das Leben des Sachsen und seine Taten blieben bislang im Dunkel der Geschichte verborgen. Aufhellen wollen mehrere Einzelveranstaltungen den Werdegang des Adeligen und die Zeit, in der er lebte. So werden Mitglieder des Vereins »Projekte zur lebendigen Geschichte« die Sachsen leibhaftig vorstellen mit ihrer damaligen Mode und ihren Handwerken. Der Titel heißt schlicht: »Die Sachsen kommen«.
Musikalisch-poetische Spuren aus der Zeit Widukinds möchte die Veranstaltung »Das erfuhr ich bei den Menschen als größtes Wunder« von Paul Gerhardt Adam vorstellen. Der Titel stammt aus dem Wessobrunner Gebet, entstanden um 800. Der Altus-Sänger Adam wird neben althochdeutscher Poesie auch die Gregorianik in das Programm aufnehmen. Die Streichinstrumente, derer er sich bedient, sind nach mittelalterlichen Vorlagen gebaut.
In die geheimnisvolle Welt der mittelalterlichen Spielmannskunst mit Trinksprüchen und Anekdoten aus der alten Zeit sowie mit Scherzspielen und sogar mit Giftproben - als Schauspiel - geht es bei einem Mittelaltermahl mit Gesang und höfischer Musik. Geboten wird es der Gruppe »Patrick und seine Hellen Barden«.
Damit sich Widukind in all seinen Facetten bei den Menschen Westfalen, Niedersachsen und Sachsen einprägen kann, tragen Sponsoren die Kosten, die alle Veranstaltungen verursachen. Finanziell beteiligen sich die Sparkasse Herford, die Volksbank Enger-Spenge, die Provinzial-Kulturstiftung, E-On Westfalen-Weser sowie das Engeraner Imagekonzept 2000+.

Artikel vom 29.12.2006