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Galerie, Dechanei und Straßenbau

Die beherrschenden Themen des Jahres 2006 in der Stadt Höxter

Von Ingo Schmitz
und Harald Iding (Foto)
Höxter (WB). Die Einzelhandelspläne in der Innenstadt, die Beteiligung der Sportvereine an den Betriebskosten, die Sperrung der Lütmarser Straße sowie die Sorgen um den Erhalt der Dechanei und der Eichenallee: Das sind die beherrschenden Themen des Jahres 2006 in der Stadt Höxter.

Anfang des Jahres sind noch immer die Widerstände derjenigen Bürger zu spüren, die sich gegen die geplante Ansiedlung eines Kauflandmarktes auf dem ehemaligen Kaisers-Gelände wenden. Die SPD gilt als größte Befürworterin des Marktes. Doch hinter den Kulissen wird bereits kräftig an einem anderen Projekt gearbeitet. Anfang Februar werden die Pläne dann öffentlich: Auf dem Klingemann-Areal in Höxters Innenstadt soll eine 8000 Quadratmeter große Einkaufsgalerie entstehen. Mit eingebunden in die Pläne ist das Grundstück, auf dem die Sparkasse ihre Hauptstelle in Höxter hat. Die Immobilien Treuhand Gesellschaft Düsseldorf (ITG) tritt als Projektentwickler und möglicher Betreiber auf.
Am 15. Februar beschließt der Planungsausschuss völlig überraschend das Galerie-Vorhaben. Während CDU, FDP und Grüne sich für die Ansiedlung der Einkaufsgalerie aussprechen, beschließen sie im gleichen Atemzug, dem Kaufland-Supermarkt in der Brenkhäuser Straße eine Absage zu erteilen. Vereinzelt wird Kritik aus den Reihen der Kaufmannschaft laut. Die Gegner sehen in der Galerie keine Attraktivitätssteigerung für die Innenstadt, sondern fürchten die übermächtige Konkurrenz.
Während die SPD die Entscheidung verurteilt und weiterhin für die Kaufland-Ansiedlung plädiert, schlägt die CDU vor, dass die Innenstadt aufgemöbelt werden soll. Sie fordert einen Ideenwettbewerb für den Marktplatz. Bis Jahresende tut sich dann recht wenig in Sachen Galerie. Dennoch suchen sich bereits einige Einzelhändler innerhalb der Stadt einen neuen Standort oder geben ganz auf.
Ein weiteres Thema, das die Menschen in Höxter und den Ortsteilen im Jahr 2006 beschäftigt, ist die vom Rat der Stadt Höxter geforderte Beteiligung der Sportvereine an den Kosten zur Pflege der Turnhallen und Sportplätze. Im Februar berufen die Sportvereine eine Sitzung ein, in der sich die Politiker zu ihrem Vorhaben äußern sollen. Es wird klar: Die Sportvereine sehen in der geplanten Kostenbeteiligung eine Existenzbedrohung.
Im Dezember soll die Kostenbeteiligung im Rat beschlossen werden. Die Debatte erreicht ihren bisherigen Höhepunkt und gipfelt in einer Demonstration vor dem Historischen Rathaus. Die CDU schlägt kurzfristig einen anderen Weg ein und deckelt die Ausgaben. Den erforderlichen Rest der Pflege sollen nun die Sportvereine in eigener Regie übernehmen.
Für Schlagzeilen sorgt die Eichenallee, die in ihrem Bestand gefährdet ist. Im Januar gibt es dann eine gute Nachricht: Die »Stiftung für die Natur Ravensberg« sagt zu, in den kommenden fünf Jahren die vorausgesagten Pflegekosten in Höhe von 1300 Euro zu übernehmen. Mit einer Bürgerstiftung will die »Interessengemeinschaft Eichenallee Corvey« die 71 mächtigen Bäume am Weserbogen erhalten. Die Gemeinschaft setzt sich aus 30 engagierten Bürgerinnen und Bürgern zusammen, die einige Projekte durchführt.
An erster Stelle steht der Erhalt der Eichenallee und die erneute Nutzung des dortigen Rad- und Fußweges. Als erstes sorgen die Akteure für die Wiederherstellung der Verkehrssicherheit. Anfang April wird der Radweg wieder freigegeben.
Auch die Dechanei macht von sich reden. Der gemeine Nagekäfer, der sich in dem Holz eingenistet hat, soll nicht nur vertrieben, sondern getötet werden. Um die kostenintensive Maßnahme finanzieren zu können, lassen sich die Höxteraner viel einfallen. Sie starten Aktionstage, Benefizverkäufe und -veranstaltungen. Im Mai beginnt dann die thermische Behandlung. Für einige Wochen ist die Fassade verhüllt - Christo lässt grüßen!
Für viel Ärger sorgen in diesem Jahr große Straßenbauprojekte. In Ottbergen wird die Ortsdurchfahrt (B 64) erneuert. Die wichtige Verkehrsverbindung wird daher für Monate halbseitig gesperrt. An die Existenzen der Anlieger geht auch der Neuausbau der Lütmarser Straße. Sie wird in Höxter von August an bis zum Ende des Jahres komplett für den Durchgangsverkehr dicht gemacht. Der Protest bleibt ohne Wirkung: Monatelang ist das Gewerbegebiet von den Kunden nur über Umleitungen zu erreichen.

Artikel vom 30.12.2006