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Das Hungertuch kehrt zurück

Wallfahrt macht Station im Ort

Schloß Holte-Stukenbrock (ms/kl). Seit 1986 machen sich begeisterte Pilgerinnen und Pilger auf den Weg, mit dem Misereor-Hungertuch die Fastenzeit zu beginnen. Die Hungertuchwallfahrt 2007 wird sich intensiv mit Fragen der globalen Gerechtigkeit auseinandersetzen.

»Entdecke, was zählt!« - zu entdecken, was zählt, ist seit alters her für viele Menschen Grund des Fastens, zugleich bringt das Wort das Thema der Fastenaktion auf den Punkt: Was »Bildung« eigentlich ausmacht, was es heißt, (nicht) lernen zu dürfen, (k)eine Ausbildung zu erhalten, und vor allem: dass es darauf ankommt, eine Haltung auszubilden, in der sich Menschen sowohl von der Not als auch vom kulturellen Reichtum der anderen ansprechen und zu solidarischem Handeln bewegen lassen.
Der Weg im Frühjahr 2007 führt von Hamburg nach Paderborn. Die Wallfahrt führt am Samstag, 24. Februar nachts durch Schloß Holte-Stukenbrock, wo das Hungertuch beim Unternehmen Holtex gedruckt worden ist. In Paderborn wird die Misereor-Fastenaktion 2007 eröffnet. Die etwa 350 Kilometer lange Strecke wird von mehreren Gruppen im Stafettenprinzip bewältigt. Die Gruppen tragen das Hungertuch in vier- bis sechsstündigen Etappen Tag und Nacht durch die Straßen und Gemeinden. Die Wallfahrenden informieren in den Orten über das Anliegen der Fastenaktion.
»Made in Germany« dieser Stempel ist dem Auftraggeber, dem bischöflichen Hilfswerk Misereor, wichtig. Zwar werden für die Gestaltung der Vorlage in der Regel Künstler aus den ärmeren Ländern der Südkontinente ausgewählt, doch für die Umsetzung sollen die Aufträge in Deutschland bleiben. So wurden die 16 000 Meter Stoff bei einer Baumwollweberei im Münsterland in Auftrag gegeben, einer Gegend, die als eine der Ursprungsregionen der Tradition des Hungertuchs gilt, teilt Ulrich Hunger von der internationalen Textilagentur mit, die den Druckauftrag an Holtex nach Schloß Holte-Stukenbrock vermittelt hat. Die Druckschablonen stammen von einem Graveur aus Krefeld. In leuchtenden Gelb- und Rottönen, die in Kontrast zu schwarzen Bildelementen stehen, hat der chinesische Künstler Li Jinyuan das aktuelle Hungertuch gestaltet. Es zeigt Motive aus der Bergpredigt. »In der Bergpredigt tritt Jesus Christus als Lehrer auf«, sagt Claudia Kolletzki von der Abteilung Bildungs- und Pastoralarbeit bei Misereor. Neben katholischen und evangelischen Kirchengemeinden in Deutschland verwenden die ökumenische schweizerische Aktion »Fastenopfer« und die holländische »Vastenaktie Cordaid« das Hungertuch.

Artikel vom 30.12.2006