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Kirchgang ein unvergessenes Erlebnis

Stadtheimatpfleger Heinz Goroncy engagiert sich sehr für den Erhalt des Martinshauses

Von Kathrin Weege
Espelkamp (WB). Sie arbeiten meist im Verborgenen, aber sie sind unersetzlich, wenn es darum geht, die Kultur in den Ortschaften Espelkamps zu erhalten. Die Rede ist von den Heimatpflegern. Die ESPELKAMPER ZEITUNG stellt sie in einer Serie vor. Heute berichtet Heinz Goroncy von seiner Arbeit in der Stadt Espelkamp.

Er war Polizeibeamter, Ratsmitglied und Bürgermeister von Espelkamp. Heinz Goroncy hat sich schon für die junge Stadt im Grünen eingesetzt, lange bevor er das Amt des Stadtheimatpflegers übernahm. »Die wichtigste Aufgabe der Orts- und Stadtheimatpfleger ist es, Historisches zu erhalten. Nicht nur für Denkmäler in Städten wie Berlin oder Potsdam lohnt sich der Einsatz. Erst wenn ihnen die Dinge fehlen, merken die Menschen, was sie verloren haben«, meint der 75-Jährige, der 1965 mit seiner Frau nach Espelkamp kam.
Darum liegt Goroncy auch das Martinshaus so am Herzen. Um dieses wichtige Stück aus Espelkamps Historie zu erhalten, müsse dringend etwas geschehen. »Ich möchte nicht der Muna ein Denkmal setzen, sondern wünsche mir, dass auch noch die Nachwelt sieht, wo und unter welchen Umständen Espelkamp entstanden ist - wie die Menschen gewohnt und gearbeitet haben.«
Als er in den 60er Jahren aus dem Rheinland nach NRW kam, war der erste Kirchgang der in die Martinskirche. »Ein unvergessliches Erlebnis«, erinnert sich der Wahl-Espelkamper. Er könne verstehen, wenn das Gebäude von der evangelischen Martinskirchengemeinde nicht mehr als Kirche genutzt würde. Wichtig sei es, den Erhalt des Gebäudes zu sichern und ihm eine neue Nutzung zuzuweisen. Vorstellbar wäre, dass es der Verein »Begegnungs-, Bildungs- und Forschungsstätte Martinshaus Espelkamp« übernähme, in dem er selber auch Mitglied sei, und es in seinem Sinne mit Leben fülle.
»Als Heimatpfleger braucht man andere, die einen unterstützen und die mitziehen«, betont Heinz Goroncy und freut sich, dass alle Ortsheimatpfleger so gut zusammen arbeiten und geschlossen hinter dem Erhalt des Martinshauses stehen. Das wurde in der jüngsten Versammlung der Heimatpfleger deutlich (wir berichteten).
Goroncy sagt weiter, er freue sich über jeden, der sich die Stadt ansieht. Er möchte dafür sorgen, dass Espelkamp von außen anders - und zwar so, wie es wirklich ist - wahrgenommen wird. Daher bietet Heinz Goroncy Stadtführungen an. »Meine Exkursionen sind zwar nicht wissenschaftlich, daher nehme ich auch kein Geld dafür«, erzählt der Rentner schmunzelnd. Er zeige den Menschen Sehenswertes - und davon gibt es in Espelkamp genug.
Zusätzlich leitet der Heimatpfleger regelmäßig Führungen durch das Rathaus - nicht selten mit Schülern. »Dann spielen wir im Sitzungssaal Bürgermeisterwahl«, berichtet er.
Nach dem Krieg hatte Goroncy zunächst als Knecht gearbeitet, dann eine Lehre zum Schmied absolviert und ging schließlich zur Polizei. Er hatte sich damals bewusst entschieden, nach Espelkamp zu gehen. Als sich 1993/94 kein Nachfolger für den Stadtheimatpfleger Gerhard Wetzel finden ließ, war es nicht Goroncys dringlichster Wunsch, diesen Posten zu übernehmen.
»Mein Vorgänger schied aus Altersgründen aus, er war ein ausgezeichneter Stadtheimatpfleger. Da sich aber niemand Geeignetes fand, sagte ich schließlich: ÝGut, ich mach's!Ü«
Seitdem sind mehr als zehn Jahre vergangen. Dabei hat sich Goroncy auch für den Erhalt des kleinen Wäldchens an der Koloniestraße eingesetzt und sich natürlich immer wieder für das Martinshaus stark gemacht. Und das steht gerade jetzt wieder im Zentrum: »Wichtig ist, dass es jetzt als erstes unter Schutz gestellt wird«, bekräftigt Goroncy.

Artikel vom 29.12.2006