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»Hilfe zur Selbsthilfe« vermittelt

Pater Walter Heckemeier aus Mastholte arbeitet seit 40 Jahren als Missionar in Chile

Rietberg-Mastholte (hec). Vor 45 Jahren überraschte Walter Heckemeier seine Familie: der gelernte Tischler teilte seinen Eltern mit, dass er für einige Wochen mit dem Schiff nach Chile reisen werde, um dort die Aufnahmeprüfung für ein Theologiestudium zu machen: »Entweder bin ich in einem Vierteljahr wieder zu Hause, oder es werden fünf bis sechs Jahre«. Mittlerweile lebt der Mastholter 45 Jahre in Chile, fünf als Student und 40 Jahre als Missionar.

Am 18. Dezember 1966 wurde Pater Walter in Chile zum Priester geweiht und am zweiten Weihnachtstag des selben Jahres feierte er in Mastholte seine Heimatprimiz. 40 Jahre Priester und Missionar in Chile sind sicherlich ein nicht alltägliches Ereignis. Als Pater Walter nach seiner Priesterweihe und seiner Heimatprimiz nach Chile zurückkehrte, übernahm er als Vikar Aufgaben an der Bischofskathedrale in Villarrica. Es gehörten 40 Außenstellen zu dieser Pfarrei. In Villarrica war auch eine Berufsschule ansässig, die der junge Missionar nach seiner Ernennung zum Pfarrer Anfang der 70er Jahre zu einer Ausbildungsstätte für 500 Schüler ausbaute und diesen auch später in die Selbstständigkeit verhalf. Die Idee Adolf Kolpings, den ganzen Menschen zu fordern, setzten die Verantwortlichen um den Geistlichen Walter Heckemeier in die Tat um. Das Kolpingwerk spricht die soziale, materielle, religiöse und kulturelle Seite im Leben eines Menschen an und versucht diese Komponenten zu verbinden. Das diente auch in Chile als Basis, jedoch mit dem Gedanken »Hilfe zur Selbsthilfe« im Hindergrund.
Da Villarrica mit seinem Umfeld über große Holzvorräte verfügt, gehörte die Holzverarbeitung zu den Anfängen der beruflichen Existenz. Hier war Pater Walter natürlich in seinem Element, kommt er doch aus einer Hochburg der Holzverarbeitung, wo er selbst den Beruf eines Tischlers erlernte. Für annähernd 40 Kirchen und Kapellen in den unterschiedlichsten Größenordnungen, einschließlich der Inneneinrichtungen, schuf er die Modelle und übernahm auch die Bauleitung. Dabei scheute er sich nicht, selbst mit Hand anzulegen, vor allen Dingen wenn es um künstlerische Tätigkeiten wie das Schnitzen von Altären und Figuren, um die Gestaltung von Kirchenfenstern oder um Kirchenmalerei ging.
In Villarrica wurde das erste Kolpinghaus geschaffen und es folgten weitere in einer Landschaft der Gegensätze. Im Süden eisige Kälte, im Norden Steppe und unendliche Wüste. Dazwischen blühende Landstriche mit Seen, Wäldern und rauchenden Vulkanen. Im Westen die unendliche Weite des Pazifik und im Osten die bizarre Landschaft der Andenkette. Gegensätze, die sich auf das tägliche Leben von Pater Walter immer wieder aufs Neue auswirken. Dazu gehören die Strapazen der tagelangen Reisen auf holprigen Wegen und in unwegsamem Gelände, mit Fahrzeugen, die in Europa bereits zu den Oldtimern zählen.
Das Kolpingwerk Chile entwickelte sich stetig aufwärts und es kam der Moment, wo Missionar Walter Heckemeier das Arbeitspensum für Kolping und als Pfarrer an der Bischofskirche nicht mehr alleine schaffen konnte. Der Bischof ernannte ihn somit 1989 zum ersten Kolpingzentralpräses für Chile. Für den gebürtigen Westfalen war und ist es eine große Hilfe, das er bei seinen zahlreichen Aufgaben, die Unterstützung aus dem hiesigen Raum- besonders aus Mastholte - und zum Teil auch aus ganz Deutschland erfährt. Nach wie vor erfüllt Pater Walter seine Aufgaben als Zentralpräses des Kolpingwerkes Chile.
Das Kolpingwerk Chile äußert sich in seinen Grußworten zum 40jährigen Priesterjubiläum von Pater Walter Heckemeier: »Die apostolische Mission von Padre Walter endet nicht bei seinen täglichen Treffen mit verschiedenen ländlichen Gemeinden. Er erfüllt seine Arbeit mit viel Begeisterung, besonders bei der Familienkatechese, bei der Zusammenstellung von Büchern und Broschüren sowie der Erstellung von Videos und Fotografien. Padre Walter ist so zu einem festen Bestandteil des religiösen katholischen Fundaments geworden. Seine Existenz ist ein Vermächtnis für unsere gesamte Epoche. Es gibt keine Stadt in Chile, in der Kolping-Mitglieder seine Botschaft des Glaubens und der Hoffnung nicht aufgenommen haben«.

Artikel vom 28.12.2006