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Von Kündigungsdrohungen
bis zu geschenkten Lampen

Aussiedler-Treff Höxter: Reaktionen auf Pläne gespalten

Von Michael Robrecht
Höxter (WB). Das vom Verein zur Integrationshilfe für Aussiedler geplante neue Begegnungszentrum in der ehemaligen Halle diverser Modegroßhandelsfirmen in der Stummrigen Straße 30 in Höxter stößt auf ein geteiltes Echo. Von krasser Ablehnung bis zu konkreten Hilfsangeboten sind alle Reaktionen dabei.

Wie das WESTFALEN-BLATT am 20. Dezember berichtete, könnte in der 280 Quadratmeter großen Halle, wo vor Jahren »La Mode« Textilien verkauft hat, schon bald ein Treff für Russlanddeutsche entstehen. Das einstöckige Gebäude muss aber zuvor komplett saniert und für Freizeit, Sport, Musik und Nachhilfe der Jugend hergerichtet werden.
In der Nachbarschaft um 50er-Jahre-Halle und Hof in der Stummrigen Straße regte sich sofort nach Veröffentlichung des Artikels Widerstand. Einige Bürger halten das Areal für einen solchen Treff für ungeeignet. In einem Mietshaus drohten von sechs Mietern sogar drei mit Kündigung, sollte eine solche Begegnungsstätte nebenan Wirklichkeit werden, berichtete ein beunruhigter Hauseigentümer. Auch wurden Anwälte eingeschaltet, um gegen die drohende Nutzungsänderung und gegen den von Kritikern behaupteten Wertverlust von Immobilien in der Nähe eines solchen Zentrums vorzugehen.
Dardo Franke, Technischer Beigeordneter der Stadt Höxter, sagte, dass für das von dem Verein ins Auge gefasst Objekte eine Nutzungsänderung beantragt werden müsse. »Wir prüfen bei Vorlage des Antrages alle baurechtlichen Belange - und da sind viele Details zu beachten«, sagte Franke. Sollte es zum Mietvertrag oder den Kauf der Immobilie kommen, werde das Vorhaben umgehend untersucht. Wenn die Auflagen wie Schallschutz oder Parkfragen erfüllt würden, könne ein solcher Treff dort theoretisch genehmigt werden. Nein zu sagen sei in solchen Fällen oft sehr schwierig, zumal es ähnliche Treffs - wie in der Wegetalstraße - in Höxters Innenstadt bereits gebe.
Knackpunkt des Projektes ist nach den Worten des Initiators Eugen Berger die Finanzierung. In diesem Jahr werde es mit dem Eigentümer zu keiner Vertragsunterzeichnung mehr kommen. Die jüngsten Gespräche mit den Banken über eine Kauf- oder Umbaufinanzierung gestalteten sich schwieriger als er erwartet habe. Es müssten private Bürgschaften her, damit das Vorhaben etwas werde. Berger hofft, dass er und seine Mitstreiter in den ersten Wochen des neuen Jahres Klarheit über das Projekt bekommen. Parallel laufen noch Förderanträge bei Kreis und Stadt Höxter. Auch vom Bund erwartet Berger Mittel. Auch die Halle nur zu mieten kann sich der Lüchtringer, der mit ehrenamtlichen Helfern das Haus betreiben will, vorstellen.
Eugen Berger ist zurzeit noch dafür offen, ein anderes, noch günstigeres Objekt für sein »Aussiedlerzentrum« auszuwählen, wobei ihm die Innenstadtlage für das Anliegen der Integration in der Stummrigen Straße sehr gut gefällt. Wer jedoch Angebote machen will, kann sich an Berger (% 0 52 71/92 03 61) wenden.
Nach so vielen Problemen freute sich der Verein zur Integrationshilfe aber auch über ein Angebot der Firma Göggel in Höxter. In dem Lampen-Haus in der Westerbachstraße läuft zurzeit der Totalausverkauf wegen Geschäftsaufgabe. Familie Homburg hat sich nun überlegt, den Aussiedlern Lampen und Zubehör aus der Restware kostenlos zur Verfügung zu stellen, damit sie die Halle in der Stummrigen Straße ausstatten können. »Über so ein nettes Angebot freue ich mich«, sagt Eugen Berger, der hofft, im neuen Jahr seinen Traum von der Begegnungsstätte zu verwirklichen.

Artikel vom 29.12.2006