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Wort zum Sonntag

Heute von Pfarrer i. R. Eberhard Plate

Pfarrer i. R. Eberhard Plate ist Autor des Wortes zum Sonntag.

Wieder einmal stehen wir am Übergang der Jahre, wenn Silvester das neue Jahr 2007 von den Kirchenglocken eingeleutet wird. Was ist von Weihnachten geblieben, das wir doch gerade erst erlebt haben? Haben wir in der Schnelligkeit der Zeit schon wieder Abschied genommen von der Geschichte, die damals vor zweitausend Jahren in Bethlehem geschehen ist, die Geschichte von dem Kind in der Krippe, den Engeln und Hirten?
Das Johannesevangelium umschreibt das Weihnachtsgeschehen mit den harten Worten: »Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.« »Fleisch« - das klingt unanständig und nicht feierlich, weihnachtlich in unseren Ohren. Aber gerade dadurch wird unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass das Kind in der Krippe kein »Knabe im lockigen Haar« ist, sondern Jesus, ein Mensch aus Fleisch und Blut.
Gott hat mit Jesus aus Nazareth das ganz Neue für alle Zeiten geschaffen. Dieser Jesus ist seitdem bei uns und mit uns Menschen unterwegs. Im Urtext der Bibel heisst es an dieser Stelle: »und zeltete unter uns«. Jesus bei uns Menschen, wo und in welcher Lebenssituation auch immer! Wie haben wir Jesus in diesem Jahr erlebt? Es gibt Jahre, wo es uns leicht fällt, an Jesu Nähe in unserem Leben zu glauben, wo uns alles gelingt, wo wir glücklich, zufrieden und dankbar sind. Dann aber auch die Jahre, wo wir verbittert und traurig sind; Gott müsste doch ganz anders ins Weltgeschehen eingreifen; dieser Menschenhass, der Terror und die Kriege, Hunger, Tod und Elend! Martin Luther klagt schon zu seiner Zeit: »Wir sind jetzt die Christen, die fröhlich sind über das Geschenk des Sohnes Gottes, aber es will nicht leuchten und lachen! Es soll aber leuchten und lachen! Das Leben ist erschienen und wir sahen seine Herrlichkeit.« (Johannesevangelium 1, 14/16).
Abschied von Weihnachten im Fluge unserer Zeiten?! Zum Neuen Jahr sagt der Evangelist des Alten Testaments: »Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr es denn nicht?« (Jahreslosung - Jesaja 43, 19 a). Wie in jedem Jahr - auch in diesem - gute Vorsätze, neue Hoffnungen und vor allem Gesundheit! »Rutschen« werden wir nicht ins neue Jahr, weil wir ja die Herrlichkeit Gottes gesehen und erlebt - als ganz Neues! - haben; »Weihnachten« ist immer!
Was soll ich mir für 2007 vornehmen, was kann ich tun und auch durchhalten? Das neue Jahr liegt vor mir und seine Zeit in Gottes Hand. Viele meiner guten Vorsätze werden sich nicht realisieren lassen und an meiner Schwäche scheitern. Mein Versagen und meine Schuld holen mich immer wieder ein, ich stoße an meine Grenzen; das gilt für alle, Politiker, Staatsoberhäupter, Verantwortliche in der grossen und kleinen Welt! Ich weiss mich aber in der Nähe des Mensch gewordenen Gottessohnes Jesus als einmalige »neue« Persönlichkeit; das macht mich zuversichtlich und dankbar. Das »Neue« vollendet sich in Jesus' Tod am Kreuz und seiner Auferstehung am Ostermorgen; Gottes Herrlichkeit!
Vor uns 2007 und alle Jahre und Zeit! Wenn die Ewigkeit sein wird, wenn Gott alles Leid vergessen und alle Tränen abgewischt sein lässt, wenn Versöhnung gelebt wird, Sterben und Tod nicht mehr das Letzte sind, dann bewahrheitet sich, was es zu erkennen gilt: »Siehe, ich mache alles neu!« Wir wünschen uns allen gutes Erkennen im Jahr 2007!

Artikel vom 30.12.2006