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Als Au-Pair nach Ägypten

Annika Niehus zieht es nach Kairo

Von Jan Hirscher (Text und Foto)
Löhne-Mennighüffen (LZ). Frieren im Dezember? Ausgeschlossen. Heiße Sommer? Garantiert. Für Annika Niehus beginnt im Januar ein neuer Lebensabschnitt. Die 27-Jährige zieht ins Land der Pyramiden und Pharaonen. Für wie lange? Das ist noch unklar.

Ägypten hat es ihr angetan. Schon vier Mal war Annika Niehus in Nordafrika - doch bisher immer nur als Touristin in der Urlaubsregion am Roten Meer. Jetzt hat sie sich Ägyptens Hauptstadt Kairo ausgesucht, wo die Erzieherin zunächst als Au-Pair-Mädchen arbeiten wird.
»Kairo ist eine Krake: Es gibt sehr schöne Ecken, aber auch arme Viertel«, sagt Annika Niehus, die während ihrer Ägyptenaufenthalte auch immer der Hauptstadt einen Besuch abgestattet hat.
Kairo hat 18 Millionen Einwohner - auf die 27-Jährige wartet eine andere Lebenswelt als in ihrer Mennighüffener Heimat. »In Kairo sind die Verkehrsverhältnisse außergewöhnlich. Von einem Vorort zum anderen sind es etwa 50 Kilometer, für die man mit dem Auto manchmal bis zu drei Stunden braucht«, erklärt Annika Niehus.
Sie sagt von sich selbst, sie sei jemand, der die ganze Welt kennen lernen möchte. »Ich bin sehr kulturinteressiert und da komme ich in Ägypten natürlich voll auf meine Kosten«, schwärmt die Weltenbummlerin zum Beispiel von Pyramiden im Tal der Könige. Für Ägypten habe sie sich auch entschieden, weil sie dort schon viele Bekannte habe.
Im Internet hatte Annika Niehus eine Suchanzeige geschaltet, so eine Au-Pair-Familie und auch mehrere Arbeitsangebote erhalten. »Der Vater der Familie arbeitet im Management einer Ölfirma. Er verdient für ägyptische Verhältnisse relativ viel Geld«, sagt Annika Niehus.
Sie wird sich um die drei Kinder, einen sechsmonatigen Jungen und vier Jahre alte Zwillinge, kümmern. Morgens besucht das Au-Pair-Mädchen einen Arabisch-Kursus an der Kairoer Universität. »Das typische Touristenarabisch kann ich natürlich: Sachen wie ÝHalloÜ oder ÝIch heiße AnnikaÜ«, sagt Annika Niehus.
Arabisch sei aber für einen Europäer eine sehr schwere Sprache. »Wenn wir versuchen, einige der ungewohnten Laute zu sprechen, kugeln sich die Einheimischen vor Lachen auf dem Boden«, weiß sie zu berichten. Die Schriftsprache zu erlernen sei erst einmal nicht ihr Ziel: »Die ist um einiges komplizierter.«
Doch auch ohne Arabisch-Kenntnisse kommt man in Ägypten zu recht. Mit Englisch im Gepäck habe man überhaupt keine Verständigungsprobleme und auch Deutsch verstünden viele. »Das kommt sicher wegen des Tourismus«, vermutet Annika Niehus.
Nach einem halben Jahr Einlebungsphase könnte sie sich vorstellen, eine Stelle in ihrem gelernten Beruf als Erzieherin an der Europaschule in Kairo anzunehmen. Denn wie lange genau sie in Ägypten bleiben möchte, weiß die 27-Jährige noch nicht. »Das kann ein halbes Jahr, drei Jahre oder länger werden«, sagt sie.
Angst hat sie dabei keine, auch wenn der Abschied von ihren Kindern in der Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt und die Trennung von Familie und Freunden ihr schwer fallen werden, wie sie beteuert.
Auch kulturell muss sich Annika Niehus in dem islamischen Staat umstellen. Die Stellung der Frau in der Gesellschaft sei schwächer als in Europa. »Aber als Deutsche werde ich eher als Touristin angesehen. Und Touristen werden gemeinhin gehegt und gepflegt«, sagt Annika Niehus.
Für den Ägypten-Anfänger ungewohnt seien auch die bewaffneten Menschen auf den Straßen. »Daran habe ich mich schon fast gewöhnt. Attentate können einen überall treffen. In Kairo ist die Gefahr für mich sicher größer, von einem Auto überfahren zu werden«, sagt Annika Niehus.

Artikel vom 27.12.2006