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»Wir sind keine Roboter«

Videobeweis hilft den Baskets nicht - keine Vorwürfe an Collins

Von Elmar Neumann
Paderborn (WV). Den eindeutigen Videobeweis haben die Paderborn Baskets. Allein, er fand auch in dieser Partie keine Verwendung. Ja, Teddy Gipsons Buzzer Beater hätte zählen müssen. Ja, damit hätte der Aufsteiger diese Partie gegen Bremerhaven gewonnen - aber: Nein, der Konjunktiv hilft Paderborn nicht weiter. Sieger dieses Dramas ist und bleibt Bremerhaven.

Lediglich 0,6 Sekunden standen Sergerio Gipson im letzten Paderborner Angriff der regulären Spielzeit zur Verfügung. Genug, um zum Sprungwurf anzusetzen und den Ball vor Ablauf der Uhr auf die Reise in Richtung Korb zu schicken? So sah es aus. 2700 Paderborner Fans feierten den perfekten Jahresabschluss, ehe das Unparteiischen-Trio auch in diesem Fall wieder gegen den Aufsteiger und für die etablierten Eisbären entschied. »In weniger als einer Sekunde ist so eine Aktion nicht regulär auszuführen«, behauptete Referee Boris Schmidt. Das Video widerlegt ihn.
Trotzdem gab's statt der ausgiebigen Siegesfeier eine fünfminütige Verlängerung, in der die glücklichen Gäste mit 77:75 (65:65, 36:27) die Oberhand behielten, aber auch Respekt verdienten. Immerhin hatten sie sich zu Beginn des vierten Viertels auch von einem zwischenzeitlichen 14 Punkte-Defizit nicht demoralisieren lassen. Nach ihrer erfolgreichen Aufholjagd durften sie sich allerdings sowohl bei den drei Unparteiischen (?) als auch bei den Gastgebern für nette Unterstützung bedanken. Denn während die Herren Boris Schmidt, Ralf Brandt und Matthias Rucht gleich drei Paderborner (Nolte, Collins, Golson) mit fünf Foulpfiffen versahen, überstand der aggressive Eisbär Charles Wallace stolze 17 Minuten mit vier Fouls belastet - von einem fünften Pfiff gegen den Topscorer (24 Punkte) sahen die Schieris ab. Ein zweites großes Dankeschön der Nordlichter ging an Paderborns Center Jordan Collins, der ihnen sechs Sekunden vor Ende der 40 Minuten den Ausgleich schenkte. Bremerhavens Brian Jones verwertete Collins' präzisen Pass zum 65:65.
Nicht nur aus Sicht von Gäste-Trainer Sarunas Sakalauskas ein deutlicher Beleg für folgende These: »Paderborn hat die Erfahrung gefehlt. Das war spielentscheidend.« So sah es auch Collins-Kollege Marius Nolte: »Wir sind eben noch unerfahren und treffen einige falsche Entscheidungen. Aber wir sind auch keine Roboter, sondern ein BBL-Aufsteiger. Auch nach diesem Spiel kann uns niemand vorwerfen, dass wir nicht alles gegeben hätten und das ist das Wichtigste.« Von Vorwürfen in Richtung der Schiedsrichter sah Nolte ebenso ab wie sein Kapitän Tim Black: »Wenn man im letzten Viertel mit 14 Punkten führt, darf man es erst gar nicht mehr so weit kommen lassen, dass die Entscheidungen der Refs nochmal von so großer Bedeutung sind.« Für den Ausführenden des fatalen Einwurfs hatte auch ein enttäuschter Black noch Trost parat: »Jordan hat sich bei uns entschuldigt und gesagt, er habe die Niederlage verschuldet, aber das ist nicht wahr. Wir alle haben Fehler gemacht und den Vorsprung noch verspielt. Wir gewinnen und verlieren als Team.«

Artikel vom 27.12.2006