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Jungs wollen
lieber kurze
Texte lernen

Loher Kinder zeigen Krippenspiel

Von Jan-Hendrik Hirscher
(Text und Fotos)
Bad Oeynhausen-Lohe (WB). Kurz vor Beginn des Gottesdienstes wird Joseph dann doch unruhig - sitzt doch die ganze Familie in der Kirche. Aber das Lampenfieber verschwindet schnell bei Aline Voßhage. Die 12-Jährige spielte an Heiligabend die männliche Hauptrolle des Krippenspiels der Loher GKirchengemeinde.

Insgesamt beteiligten sich 35 Kinder an dem Krippenspiel: eine Schar von Engeln, Hirten oder Herbergsleuten und natürlich auch Maria und Joseph. »Eigentlich wollte ich lieber die Maria spielen, aber als meine Freundin abgesprungen ist, habe ich doch den Joseph übernommen«, erklärte Aline Voßhage.
Obwohl es an Jungen nicht mangelt, übernehmen immer wieder Mädchen die männliche Hauptrolle. »Viele Jungs schrecken vor so einem großen Part mit viel Text zurück«, weiß Claudia Böker, die jedes Jahr zusammen mit Katja Düker das Krippenspiel mit den Kindern einübt.
Die 12-jährige Aline hatte jedoch keine Probleme mit dem Textlernen. »Ich habe immer abends im Bett gelernt. Ich konnte den ganzen Text innerhalb von einer Stunde auswendig«, war sie stolz. Auch die anderen Kinder hatten kaum Schwierigkeiten. Schon bei der zweiten von fünf Proben hätten alle ihre Passagen drauf gehabt, lobte Claudia Böker.
Die Nachwuchs-Schauspieler waren zwischen vier und zwölf Jahren alt - alle machten freiwillig mit. Angeregt durch Kindergottesdienst oder Unterricht bei Pfarrer Markus Freitag, waren sie begeistert von der Idee, Teil einer langen Tradition zu sein.
»Das Krippenspiel gehört einfach zu Weihnachten dazu. Freundinnen und Familie sind natürlich auch in der Kirche«, meinte Tabea Marie Klamer, die die Maria spielte. Da kam natürlich nicht nur bei Joseph ein gewisses Lampenfieber auf. »Ich versuche, möglichst nicht ins Publikum zu schauen«, sagte Aline Voßhage.
Doch es gibt auch die ganz Routinierten, vor allem unter den Jungs. Dennis Böker ist schon seit sechs Jahren beim Krippenspiel dabei. »Ich habe mich schon an die Aufführungen gewöhnt, aufgeregt bin ich nicht mehr“«, erzählte der 12-Jährige. Für ihn und seine Freunde Felix Pönnighaus und Jonas Lücking sind die Rollen der heiligen drei Könige gewissermaßen reserviert. »Früher war es so toll, immer von hinten in die Kirche einzuziehen«, erklärte Dennis Böker. Das dürfen er und seine Freunde zwar mittlerweile nicht mehr, behielten aber trotzdem ihre angestammten Rollen.
Auch die bösen Charaktere der Vorführung hatten keine Probleme mit der ihnen zugedachten Rolle. Dabiel Freitag spielte den Herodes. »Eigentlich wollte ich einen Hirten geben. Aber ich wurde dann gefragt, ob ich nicht auch Herodes übernehmen könnte. Das ist auch nicht schlecht. Es ist mal etwas anderes«, meinte der 12-Jährige.
Hinter den Kulissen leisteten auch Eltern und Großeltern ihren Anteil am Erfolg des Krippenspiels. Josephs Pulli stammte zum Beispiel aus dem Kleiderschrank von Aline Voßhages Mutter, der Hut gehörte ihrer Oma. »Die Kos-tüme kommen alle aus dem eigenen Fundus zu Hause, viele haben selbst etwas genäht. Zum Beispiel die Engelskleider sind aus Gardinenstoff gemacht«, berichtete Claudia Böker.
Als an Heiligabend die Glocken zum Gottesdienst erklangen und das halbstündige Krippenspiel kurz vor dem Beginn stand, war sie wohl wieder aufgeregter als ihre Schützlinge. Und das, obwohl sie bereits seit 25 Jahren dabei ist. »Ich habe mit 14 Jahren die Betreuung übernommen. Ich war vor dem Gottesdienst immer aufgeregt, aber es hat stets alles reibungslos geklappt«, erinnerte sie sich. Vor allem weil die Kinder immer mit Feuereifer bei der Sache seien. So war auch der Gottesdienst vor 400 Gemeindemitgliedern in der voll besetzten Loher Kirche ein Erfolg für die Kinder und die stolzen Eltern und Großeltern.

Artikel vom 27.12.2006