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Argentinierin sammelt
viele Erfahrungen im JuZ

Priscilla Mohr hilft seit Oktober am Kampgarten

Von Alexander Heim
Borgholzhausen (WB). »Bei uns wird Weihnachten anders gefeiert«, erzählt Priscilla Mohr und denkt an ihre Heimat. Die liegt über zwölf Flugstunden von Deutschland entfernt. Denn die 19-Jährige stammt eigentlich aus Argentinien.

Urdinarrain heißt Priscillas Heimatort, eine Kleinstadt in der Nähe der argentinischen Metropole Buenos Aires. An der »Universidad de Buenos Aires« studiert sie. Seit Ende Oktober jedoch arbeitet sie als Praktikantin im Jugendzentrum Kampgarten.
»So etwas wie den Nikolaus gibt es in Argentinien nicht«, erklärt die Studentin. Darüber, dass sie am 6. Dezember Schokolade geschenkt bekommen hat, war sie entsprechend erstaunt. »Wir haben auch keine Weihnachtsmärkte«, so die 19-Jährige weiter. Kein Wunder: Bei um die 30 Grad im Schatten würde man Glühwein auch nicht wirklich gut vertragen. Schließlich ist in Südamerika gerade Hochsommer. Das wirkt sich auch auf den Weihnachtsschmuck aus. »Es gibt keine Fensterbilder. Und der Tannenbaum ist aus Plastik«.
Auch etwas anderes gibt es in Argentinien so nicht: Jugendzentren. Weder in der Hauptstadt, Buenos Aires, wo Priscilla Aymará Mohr Soziologie studiert. Noch 200 Kilometer weiter südlich, in dem 8 000-Seelen-Ort, in dem Priscilla mit ihren Eltern, Sonia und Ruben, sowie ihren beiden Brüdern, Lautaro (14) und Mateo (3) wohnt. Vor allem letzterer ist es, der ihr derzeit ganz besonders fehlt. »In seinem Alter entwickeln sich Kinder so schnell, ändert sich doch täglich etwas«, weiß sie.
»Mein Vater arbeitet als Diakon und Sozialarbeiter für eine Organisation, die IERP (Iglesia Evangelica del Rio de la Plata) heißt«. Dorthin kommen auch immer wieder Zivis aus Deutschland, um armen Menschen in den »pobres villas« zu helfen. »Vor zwei Jahren besuchte mein Vater Bethel«. Durch die Erzählungen nach seiner Rückkehr erwachte auch in Priscilla das Interesse an dem europäischen Land, dessen Sprache sie bis dato nicht sprach.
Über Verbindungen mit dem Kirchenkreis Halle landete sie schließlich im Jugendzentrum Kampgarten. Hier bereichert sie die Arbeitet in der Mädchengruppe, freut sich über die Herzlichkeit, die ihr in der Kindergruppe entgegen gebracht wird und steht am Abend den Jugendlichen im Rahmen des »offenen Angebotes« zur Seite. »Mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern werde ich auch im April nach Paris fliegen«, freut sie sich schon, etwas von Europa zu sehen. Bisher ist sie - bis auf die Weihnachtsfeiertage - eher in der Region geblieben: mal nach Bielefeld, mal nach Münster, oder nach Dülmen, einen ehemaligen Zivi besuchen.
Die Weihnachtstage hat sie bei einem anderen ehemaligen Zivi und seiner Familie in Stuttgart verbracht. Und auch Berlin steht noch auf ihrem Reiseplan. Bis Mai wird sie den Mitarbeitern des Jugendzentrums und deren Leiterin, Anke Speck, noch erhalten bleiben. »Danach werde ich in Buenos Aires weiter studieren«. Und noch etwas hat sie sich ganz fest vorgenommen: »Ich werde einen Deutschkursus belegen«. Denn, wer weiß: »In fünf Jahren, wenn mein Studium beendet ist, würde ich gerne wieder nach Deutschland kommen«.

Artikel vom 27.12.2006