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Auf Weg in die
Selbständigkeit

Bethel-WG sucht Mitbewohner

Herford (HK). Die schwarze Videospiel-Konsole ist das zentrale Einrichtungsstück im Wohnzimmer, von einem Poster an der Wand blickt ein grimmiger Arnold Schwarzenegger und aus den Boxen der kleinen Hifi-Anlage wummert Hiphop-Musik.

Auf den ersten Blick leben Waldemar Dietrich und Jens Nowitzki, beide Anfang 20, in einer ganz typischen Wohngemeinschaft. Und doch ist einiges anders, denn die WG an der Goebenstraße ist eine Außenwohnung des Unterstützten Wohnens Herford, einem Dienst der Behindertenhilfe Bethel. Das Wohnangebot richtet sich an geistig behinderte Menschen, die auf dem Weg in die Selbständigkeit sind.
»Ist noch Wurst im Kühlschrank?«, fragt Bezugsmitarbeiter Thomas Post. »Nee, die müssen wir wieder kaufen. Butter und Käse haben wir aber noch genug«, antwortet Waldemar Dietrich.
Zu dem Ritual in der WG-Küche gehört auch ein Blick in die WG-Kasse, denn mit dem Geld muss verantwortungsvoll gewirtschaftet werden - auch das ist eine Wegmarke in Richtung Selbständigkeit: »Wir überlegen uns, was wir wirklich brauchen. Und im Supermarkt vergleichen wir die Preise«, sagt Waldemar Dietrich. Mittlerweile sind die WG-Bewohner und Thomas Post ein eingespieltes Team. Seit der Eröffnung der Wohngruppe Anfang Mai kommt er regelmäßig in den renovierten Altbau. Als einer von drei Mitarbeitern des Unterstützten Wohnens Herford steht Thomas Post den jungen Menschen bei allen Herausforderungen des alltäglichen Lebens mit Rat und Tat zur Seite. Waldemar Dietrich und Jens Nowitzki lebten zuvor in verschiedenen stationären Einrichtungen der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, der eine im Wohnheim Bünde, der andere in Haus Arche-Regenbogen in Bielefeld. In der Wohngruppe in Herford trainieren die beiden nun, um einmal ganz auf eigenen Beinen zu stehen.
Kennen gelernt haben sich Waldemar Dietrich und Jens Nowitzki erst in der Wohngruppe in Herford, aber mittlerweile sind die beiden jungen Männer gute Freunde geworden, die in ihrer Freizeit viel zusammen unternehmen.
34 Klientinnen und Klienten werden in Herford und Umgebung von den Mitarbeitern des Betheler Dienstes Unterstütztes Wohnen betreut, 31 von ihnen ambulant. Um ihnen eine geregelte Tagesstruktur zu ermöglichen, tritt das Unterstützte Wohnen auch als Arbeitsvermittler auf, etwa in Kooperation mit einer Werkstatt für behinderte Menschen in Herford. Hier arbeitet auch Waldemar Dietrich. Mittlerweile ist er ein erprobter Mitarbeiter in der Montage. Für Jens Nowitzki suchen die Betreuer eine neue weiterführende Beschäftigung.
Momentan teilen sich die beiden jungen Männer die geräumige Vier-Zimmer-Wohnung mit ihrer 25-jährigen Mitbewohnerin. Ein Zimmer ist folglich noch frei - und wartet auf Mitbewohner Nummer Vier.
Kontakt ist unter der Rufnummer 05221-9967141 möglich.

Artikel vom 27.12.2006