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Mit zehn Euro richtig viel bewirken

Realschüler unterstützen die Arbeit von Harald Lasota auf den Philippinen

Rietberg (WB). Er war selbst ein Heimkind, jetzt hilft er in den ärmsten Regionen der Philippinen den Straßenkindern. Und dabei kann er sich der Unterstützung seiner alten Heimat sicher sein. Harald Lasota war einst Zögling des Jugendwerkes Rietberg. Und er hielt über Jahrzehnte hinweg den Kontakt zum damaligen Hausleiter Karl-Heinz Koch, mittlerweile Pensionär und nun ehrenamtlich im Hintergrund der Jugendhilfeeinrichtung tätig.

In seiner Funktion als Vorstandsmitglied des Fördervereins Jugendwerk Rietberg schilderte er im Herbst den anderen Mitgliedern des Leitungsteam die Neuigkeiten von den Philippinen. Elisabeth Hermwille und Ursula Henckens, Pädagoginnen der Rietberger Realschule, fanden das so interessant, dass sie den Gedanken der Hilfe mit an ihren Arbeitsplatz nahmen. Dort fanden sich kurzfristig viele Mitglieder des Kollegiums und der Schülerschaft zusammen und organisierten spontan verschiedenste Aktionen zum Tag der offenen Tür.
Trotz der nur geringen Vorbereitungszeit zeigten sich die Mädchen und Jungen höchst kreativ. Ein Brief an die Eltern der Realschüler informierte auch die Familien über das Ansinnen der Schule, Lasota in seinen Plänen für den Bau eines kleinen Waisenhauses zu unterstützen. Ein Mosaikstein für die Sammlung von Spenden war die Frage nach der vergessenen D-Mark. Die Kinder fragten zu Hause nach und wurden mancherorts in alten Sparschweinen fündig. Besonders fleißig erwies sich Sammler Thomas, er bekam von Eltern, Großeltern und weiteren Verwandten rund 180 Mark für den guten Zweck.
Mit einer Plätzchenbackaktion und einem Weihnachtsmarkt, dem Verkauf von Hühnersuppe und vegetarischen Kleinigkeiten, von Hot-Dogs und Teegebäck erwirtschaftete die Realschulfamilie insbesondere in den unteren Klassenstufen insgesamt 750 Euro. Am Montag durften Sprecher einzelner Klassen Karl-Heinz Koch das Geld überreichen, zusammen mit einer Grußkarte an Lasota und die Kinder auf den Philippinen. »Das ist ganz, ganz großartig«, freute sich der Senior und stand für die vielen Fragen der Kinder Rede und Antwort. »Mit so viel Geld kann man richtig viel bewegen auf den Philippinen«, so Koch. »Für 10 Euro kann ein Kind einen ganzen Monat lang ernährt werden, kann zur Schule gehen und erfährt medizinische Versorgung. Ich werde in nächster Zeit versuchen, Paten zu finden, die bereit sind, 10 Euro im Monat zu spenden und damit Kindern eine Chance zu geben.«
Wie er erklärte, arbeitet der frühere Rietberger Lasota in der Stadt Calinan im Süden der Philippinen. Die Sterblichkeit sei hoch, viele Kinder würden als Waisen auf den Straßen leben, sich aus Mülltonnen ernähren und Krankheiten und Kinderprostitution freigegeben sein. Lasota, ausgebildeter Krankenpfleger, errichtet derzeit ein erstes festes Haus mit 20 Plätzen. Unterstützung dafür findet er, der schon seit Jahren für Nahrung und Kleidung für Straßenkinder sorgt, vor allem in der Flanagan-Gesellschaft mit Sitz in Lippstadt und bei der niederländischen Stiftung Horizon sowie bei Privatleuten im Großraum Rietberg.
Schon im Januar sollen die ersten 20 Straßenkinder in dem geräumigen Gebäude ein Heim finden. Die Einrichtung soll von sogenannten Hauseltern, einem Erzieherehepaar familiär und liebevoll geführt werden. »In den 10 Euro für ein Patenkind ist ja das nicht enthalten, was Kinder am nötigsten brauchen, Liebe, Zuwendung, Aufmerksamkeit«, so Koch. Noch heißt die neue Einrichtung in Calinan »Haus der großen Familie«, doch, so Koch weiter, »die Kinder, die dort leben werden, dürfen sich dann zusammen einen eigenen Namen für ihr neues Zuhause aussuchen.« Die Realschule werde, erklärten Elisabeth Hermwille und Ursula Henckens, sich im kommenden Jahr neu überlegen, in wie weit sie das Projekt auch künftig unterstützen könne. Dabei seien auch Patenschaften von Klassen für einzelne Straßenkinder durchaus denkbar.

Artikel vom 27.12.2006